Volltext: Kataloge von Ausstellungen der Künstler-Gesellschaft Zürich 1868-1895

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launige Solothurner Urs Graf, unerschöpflich in geistreichen 
Einfällen und scurrilen, derbkomischen Entwürfen. Dass diese 
drei, Hans Holbein voran, es nicht verschmäheten, für Glas 
malereien ihre Yorzeichnungen und Risse zu liefern (Urs Graf 
hat selbst auf Glas gemalt), giebt einen neuen Beweis von der 
Bedeutung, die sie diesem Kunstzweige beilegten, wohl wissend, 
wie zu derartigen Werken gerade die anmuthigen und lebens 
lustigen Formen der Renaissance sich eigneten und wie rasch 
auf solche Weise dem neuen Stile Erfolg und Verbreitung zu 
sichern wären. 
So war die Glasmalerei die populäre Kunst, die Kunst 
des Tages geworden. Ihre Werke — von nun an lauter Cabinet- 
stücke (eine Auswahl der Schönsten enthält das Panneau Kr. 
HI und IV, Nr. 27—83 und 35) — sind unerschöpflich in der 
Pracht und Fülle der Formen. Candelaberartige Säulen mit 
Blattwerk, Genien und anderen Zierden geschmückt, wechseln 
mit Pfeilern und Pilastern, auf denen Masken, Nachahmungen 
antiker Münzen u. dgl. zwischen reizenden Combinationen von 
Ranken erscheinen, bis auf den wuchtigen Capitälen der krönende 
Abschluss beginnt: Hier ein Giebel oder ein Bogen, dort aus 
Voluten gebildet oder Blättern und üppigen Knospen, denen 
Figuren von Menschen, Thieren und Ungeheuern entwachsen. 
Scenen allegorischen oder biblischen Inhaltes, andere Jagden 
oder dergleichen Kurzweil darstellend, dann wieder Geschichten, 
Mythen und Schwänke aus dem classischen Alterthum, meist 
grau in Grau gemalt, mit spärlicher Anwendung des Silbergelbes, 
füllen die oberen Zwickel. Das ist die übliche Form der Um 
rahmung, in der sich von bunt und schwarz gemustertem Damaste 
die Hauptdarstellungen detaschiren: Wappen, einfach oder paar 
weise gruppirt, zuweilen begleitet von Schildhaltem, Banner 
trägern und trotzigen Landsknechten, Damen oder allegorischen 
Figuren, oft auch erscheint ein stattliches Paar in der kleidsamen 
flotten Tracht des XVI. Jahrhunderts : der Mann in Wehr und 
Waffen und ihm gegenüber die Dame mit dem Stauf oder Becher, 
den sie dem Gatten credenzt.
	        
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