Volltext: Kataloge von Ausstellungen der Künstler-Gesellschaft Zürich 1868-1895

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Erhaltung und Aechthelt der Tafel. 
Wie der Augenschein lehrt, hat das Tischblall leider 
ungemein gelitten. Die schlimmsten Beschädigungen sind 
aber nicht die äusserlichen, durch Abreiben, Kratzen, viel 
leicht auch durch Spirituosen entstandenen, sondern das 
Hauptübel liegt in der Malerei selbst. Die ohern Farben sind 
nämlich zu leicht aufgetragen, so dass der dunkle Grund 
vielfach durchgewachsen ist. Nur die ganz hellen Farben, 
Weiss, Gelb und Roth sind nicht eingesunken. Dagegen hat 
die Malerei einen seltenen Vorzug dadurch, dass keine fremde 
Hand darüber gekommen ist, wir vielmehr überall Holbein’s 
ursprüngliche Pinselführung vor uns haben. Dies gilt auch 
von den Stellen, wo scheinbar eine spätere Hand mit grüner 
Farbe nachgebessert hat. Es ist auch hier nur der ursprüng 
liche grüne Grund, der durchgeschlagen hat. 
Die Art der Malerei stimmt allerdings wenig mit Hol- 
hein’s sonstiger bekannter Technik, und das Ganze erinnert 
auf den ersten Anblick viel eher an eine niederländische Ar 
beit. Der pastose Auftrag der Farben kontrastirl auffallend 
mit Holbein’s späterer zarter Piuselführuug. Indessen haben 
wir hier eben sein Erstlingswerk , für das seine spätere Tech 
nik nicht massgebend sein kann Sodann fehlt es an Ueber- 
gängen zwischen dieser und der spätem Malweise Holbein’s 
keineswegs. Namentlich findet sich der Schmuck auf dem 
Bruslbild von Bürgermeister Meyer’s Gattin im Basler Mu 
seum (1516) ganz übereinstimmend behandelt. Die Zeichnung 
ist im selben Styl wie die Illustrationen zum Lob der Narr 
heit (Dezember 1515); manche der Figuren tragen überdiess 
schon ganz entschieden den kräftigen, derben, gedrungenen 
Charakter von Holbein’s späterer Zeit. Jedenfalls gewahrt 
man überall, bei aller Meisterschaft, einen unbefangenen An 
fänger. A,ls besonders charakteristisch ist aber hervorzuhe 
ben, dass hier noch jede Spur einer architektonischen Deko 
ration fehlt, wie sie Holbein seit dem Jahre 1516 ausnahms
	        
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