Volltext: Kunst der Gegenwart : Werke im Ausstellungsgelände am See und im Zürcher Kunsthaus, 27. August-29. Oktober (2)

ÜBER DIE PLAZIERUNG DER WERKE 
Eine Ausstellung von Werken der bildenden Kunst muß alles 
Jahrmarktarfige vermeiden. Die Arbeiten selbst sollten so gezeigt 
werden, damit sie „atmen" können. Dazu gehören Räume, welche 
jeglicher besonderen artistischen Verzierung entbehren dürfen. Es 
gibt im übrigen der Ideen und der Vorschläge genug, wie eine 
Ausstellung dargestellt werden kann oder sollte. Einige sprechen 
von Anordnungen nach Themen, d.h. die Aufstellung der Werke 
der Malerei z. B. sollte in dem Sinne geschehen, daß Stilleben 
zu Stilleben kommen, Landschaften zu Landschaften, Bildnisse 
zu Bildnissen usw. Wieder andere sind entsetzt darüber, daß 
man sich erlaubt, in der sogenannten symmetrischen Art zu pla- 
zieren, anstatt völlig unsymmetrisch. Und wir gehen wohl nicht 
fehl mit der Annahme, daß gewisse Leute in Entzücken geraten 
könnten, wenn einmal versucht würde, die Bilder an Stricken von 
der Decke herunterbaumeln zu lassen. Doch müßbte dies zuerst 
irgendwo im Auslande geschehen, damit es als vorbildlich für uns 
empfohlen werden könnte. Denn wie es bei Kindern des öftern 
der Fall ist, daß sie ihre Mehlsuppe an fremden Orten mit einem 
Lächeln herunterschlucken, zu Hause aber nur mit Grimassen, so 
gibt es Erwachsene, die a priori alles im Auslande Gebotene 
freudig anbeten. 
Das Zürcher Kunsthaus ist von jeher der Auffassung gewesen, daß 
alle Werke, wenn sie einmal zur Ausstellung gelangen, auch an- 
ständig behandelt werden sollen, im besonderen, was ihre Auf- 
stellung anbetrifft, Was die Räume anbelangt, so hat man nicht die 
Meinung, daß diese in Abstufungen von mehr oder weniger grö- 
Berer Bedeutung eingeteilt werden. Jeder Raum soll in seiner Art 
wichtige Werke erhalten. Der Begriff: Ehrenwand und dergleichen 
wurde nicht vom Kunsthaus her geprägt. 
Bei der gegenwärtigen Ausstellung mit ihrer Vielzahl von Künst- 
lern und der Vielfältigkeit der Werke ist in der Aufstellung auf 
möglichste Klarheit in der Disposition gesehen worden, und vor 
allem auch auf gute Raumwirkung. So beherbergt der erste Stock 
die Arbeiten der Künstler des deutschen Sprachgebietes. Für den 
gewissenhaften Betrachter wird diese vorgenommene Trennung 
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