ÜBER DIE PLAZIERUNG DER WERKE
Eine Ausstellung von Werken der bildenden Kunst muß alles
Jahrmarktarfige vermeiden. Die Arbeiten selbst sollten so gezeigt
werden, damit sie „atmen" können. Dazu gehören Räume, welche
jeglicher besonderen artistischen Verzierung entbehren dürfen. Es
gibt im übrigen der Ideen und der Vorschläge genug, wie eine
Ausstellung dargestellt werden kann oder sollte. Einige sprechen
von Anordnungen nach Themen, d.h. die Aufstellung der Werke
der Malerei z. B. sollte in dem Sinne geschehen, daß Stilleben
zu Stilleben kommen, Landschaften zu Landschaften, Bildnisse
zu Bildnissen usw. Wieder andere sind entsetzt darüber, daß
man sich erlaubt, in der sogenannten symmetrischen Art zu pla-
zieren, anstatt völlig unsymmetrisch. Und wir gehen wohl nicht
fehl mit der Annahme, daß gewisse Leute in Entzücken geraten
könnten, wenn einmal versucht würde, die Bilder an Stricken von
der Decke herunterbaumeln zu lassen. Doch müßbte dies zuerst
irgendwo im Auslande geschehen, damit es als vorbildlich für uns
empfohlen werden könnte. Denn wie es bei Kindern des öftern
der Fall ist, daß sie ihre Mehlsuppe an fremden Orten mit einem
Lächeln herunterschlucken, zu Hause aber nur mit Grimassen, so
gibt es Erwachsene, die a priori alles im Auslande Gebotene
freudig anbeten.
Das Zürcher Kunsthaus ist von jeher der Auffassung gewesen, daß
alle Werke, wenn sie einmal zur Ausstellung gelangen, auch an-
ständig behandelt werden sollen, im besonderen, was ihre Auf-
stellung anbetrifft, Was die Räume anbelangt, so hat man nicht die
Meinung, daß diese in Abstufungen von mehr oder weniger grö-
Berer Bedeutung eingeteilt werden. Jeder Raum soll in seiner Art
wichtige Werke erhalten. Der Begriff: Ehrenwand und dergleichen
wurde nicht vom Kunsthaus her geprägt.
Bei der gegenwärtigen Ausstellung mit ihrer Vielzahl von Künst-
lern und der Vielfältigkeit der Werke ist in der Aufstellung auf
möglichste Klarheit in der Disposition gesehen worden, und vor
allem auch auf gute Raumwirkung. So beherbergt der erste Stock
die Arbeiten der Künstler des deutschen Sprachgebietes. Für den
gewissenhaften Betrachter wird diese vorgenommene Trennung
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