Durch die Jahrhunderte gebannt im Aufblick zum Heiligen und
zu den Heiligen tut sich der Mensch nun gut am Bild des Menschen
als seinesgleichen. Es erscheint das männlich-resignierte Ant-
litz des 17. Jahrhunderts in den Köpfen des Matthäus Merian —
auch Descartes blickt einmal so auf uns wie hier der General
Derfflinger — und die blumenhaft leichten Figuren des 18. Jahr-
hunderts von Liotard. Auch die Flucht in die Landschaft kommt,
noch etwas später, wie der Städter die Stille sucht.
Alles, was ihm durch Kopf und Herz geht, darf der Künstler nun
zeichnen, malen, bilden. Er gibt den Empfindungen und Gedanken
die Flügel der künstlerischen Form; und wenn der ‚„Grund‘‘, der
Anstoß und Antrieb zum Kunstwerk, schließlich nichts anderes
mehr wäre, als eben nur der Wunsch, eine Zeichnung, ein Bild,
eine Skulptur zu schaffen; mehr als in einem zweckerfüliten Werk
über etwas bestimmtes sich zu äußern, in einem nur als künst-
lerische Form gesuchten, sonst absichtslosen Werk sich zu
entäußern.
Es ist ein weiter Weg mit vielen Stationen, nicht der Kunst,
denn diese steht unbewegt aus ihren uns oft rätselvollen Zeiten
geboren, sondern für den Betrachter an Werken aus zwei Jahr-
tausenden vorbei. Wir halten inne, wo in der Tiefe scheinbar
Versunkenes für uns Gegenwart ist.
Wie hinter jedem schweizerischen Kunstwerk schweizerische Ge-
schichte steht, so hinter der Ausstellung die Gesamtheit der Be-
stände, die als geringes Überbleibsel der ursprünglichen Fülle
in die Winde zerstreut noch vorhanden sind. Die Wahl ging nach
Zeugnissen aus dem geographischen und kulturellen Bereich, in
weichem Schweizer aufnehmend oder schaffend mit Kunst je zu-
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