An solche Zeugnisse, die zum grössten Teil nicht schweizerischem
Boden unmittelbar entsprungen, aber auf ihn verpflanzt und hier
vom schweizerischen Volkstum an- und aufgenommen worden sind,
schliessen sich mit dem 14. und 15. Jahrhundert Werke, die nur von
schweizerischer Art getragen und geprägt erscheinen in bestimmten
Skulpturen, Tafelbildern und in den, den eigenen kriegerischen
Taten und Staatsaktionen gewidmeten Bilderchroniken, bis zur
Höhezeit in den Jahrzehnten nahe vor und nach 1500, da die
Schweiz zur Mitte Europas wurde, in überquellender Kraft als
Kriegerstaat sich reckte und auch geistig und künstlerisch in höherem
Masse als je zuvor über das Nehmen hinaus auch gab.
Der Austausch bricht nie ab. Aus der Schweiz ziehen Meister aus,
die nicht mehr sie allein, sondern Europa repräsentieren. Noch im
16. Jahrhundert wirken der Schaffhauser Tobias Stimmer in Strass-
burg, der Zürcher Jost Ammann in Nürnberg, später der Basler
Matthäus Merian in Frankfurt, der Medailleur Hedlinger aus
Schwyz am Hof von Stockholm, der Genfer Liotard in Konstantino-
pel, in Wien, Paris, Anton Graff aus Winterthur in Dresden, der
Zürcher Heinrich Füssli in London, L&opold Robert aus Neuchätel
in Rom. Auch Arnold Böcklin, zeitlich noch fast der unsere, gehört
nicht nur Basel und der kleinen Schweiz.
Weniger sichtbar, doch überall spürbar bei näherem Eindringen be-
kunden sich der schweizerische Drang zur Freizügigkeit und schwei-
zerische Aufnahmebereitschaft in den vielen Künstlern, die erste An-
regung oder entscheidende Einsichten an den Quellen des Auslandes
schöpfen und in der Heimat von dem dort Erworbenen zehren. Bis
vor nicht langem standen in schweizerischen Städten eine Münchner
und eine Pariser „Richtung“ einander gegenüber. Einige der ernst-
haftesten Sucher verdanken Stuttgart wertvolle Hülfe auf ihrem
Weg. Auch eine schweizerische Zentralfigur wie Ferdinand Hodler
ist nicht einzig aus Gurzelen erwachsen.
Die zweite Abteilung der Ausstellung mit der Beteiligung von
Schweizer Künstlern des In- und Auslandes mit Werken der un-
mittelbaren Gegenwart ist für die vielfältigen Anregungen und Zu-
sammenhänge besonders aufschlussreich. Doch wird es sich für. die
Betrachtung nicht darum handeln, nur Einflüssen nachzuspüren, son-
dern Leistungen festzustellen.
Bei den „Grundlagen“ sind trotz dem weit geschlagenen Bogen die
Werke knapper. Hier haben mit ihren kriegerischen und politischen
Stürmen die Zeitläufe eine blinde oder parteisüchtige Vor-Auswahl
getroffen. Was blieb, wird in Museen und anderen Sammlungen, so
wie es sich eben retten liess, sorgsam verwahrt. Nochmalige Ein-
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