Full text: Jahrhundertwende

Die Gemeinde Wien hat den Gebeinen Schindlers ein Ehrengrab 
am Zentralfriedhof gewidmet; um es mit einem würdigen Grab 
stein zu schmucken vereinigen wir drei Schüler uns: Olga 
Wiesinger - Florian, Marie Egner, und ich. Schindlers Freund 
Edmund Hellmer übernimmt die Ausführung. Jahrend er aus dem 
Gedächtnis eine Bildnisbüste modelliert, regen ihn die zur 
Verfügung stehenden Fotografien an, eine sitzende Figur zu ge 
stalten, und, als diese gelingt, meint er, er würde sie lieber in 
einem öffentlichen Garten sehen wie am Zentralfriedhof. Seine An 
frage im Rathaus wird günstig aufgenommen und ein Fiats im Stadt 
park zur Verfügung gestellt. Für den Friedhof begnügen wir uns 
mit der Büste. Nun hat unser Meister ein Denkmal, der stille Poet, 
an dessen Werk die Mehrheit gleichgültig vorübergeht, für das 
sich bisher nicht einmal Wiens Kunstsammlungen interessieren. 
Mit der kaiserlichen Spende, dem Friedhofsbilde ”Pax” läßt man 
es sich genügen, dem Bilde in dem Schindlers ureigendstes Wesen 
am wenigsten zur Erscheinung kommt. Dies dage ich mir und spreche 
darüber auch mit dem kunstsinnigen Meßen Nikolaus Dumba. Der unbe- 
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kannte Schindler hat ein Denkmal und der populärste Wiener Künstler 
Hans Makart hat keines. Derenergische Dumba bringt es zu Wege, daß 
ohne Comitd und Propaganda in kürzester Zeit die Mittel für ein 
Makartdenkmal aufgebracht sind, und seine Ausführung Viktor 
Tilgner übernimmt, Auch dieses Denkmal stellt die Gemeinde in 
den Stadtpark. Damit war ein bedenklicher künstlerischer Irrweg - mit 
dem Schubert und dem Zelinkadenkmal schon vor Jahren beschritten, 
weitergegangen worden, und - "wehe , wenn sie losgelassen, wach 
send ohne widerstand”- so geht es weiter; $3 geigt eine Amerlingherr.e. 
j, . " ~ *< 
und eine von Tilgner für den Innenraum modellierte Bildnisbüste
	        
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