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Moment© löst sich eine dunkle Gestalt aus dem lichte
des Fensters und eilt mit herzlicher Begrüßung auf
mich zu - meine Cousine Frieda Fischer , die Direkto
rin des ostasiatischen Museums in Köln • Aus diesem
glücklichen Zufall einer unerwarteten und erfreulichen
Begegnung ergibt iS sich eine ablenkende und lebhafte
Unterhaltung , die Bildbesichtigung ist bald erledigt
und zu einem Gedankenaustausch bleibt keine ZeitX*
Am nächsten Tage erhalte ich von Br* Buxchard folgende
Zeilen s " Sie waren gestern bei mir 9 um seinen Tizian
zu besichtigen , leider hat der Geheimerat so eilig
wieder zum Aufbruch getrieben 9 daß ich gar nicht um
Ihre Meinung über das Bild fragen konnte • Deshalb
wäre loh Ihnen sehr dankbar 9 wenn Sie mir einige
Zeilen mit Ihrer Ansicht freundlichst mit teilen wollten"*
Dem Briefe lag ein Heft des * Kunstwanderers"
bei 9 mit einem Aufsatze Wilhelm von Bodes , in dem er
das Bild für ein bedeutendes Original Tizians erklärt
und im Detail mit der Venus des Kaiser Friedrich-Museums
vergleicht • In einem zweiten Briefe spricht Hofrat Dr*
Glück dieselbe Ansicht aus • Was soll ich behördlich
konzessionierter Landschaftsmaler 9 nicht einmal Doctor 9
dagegen sagen ? Ich beschränke mich darauf , Dr «Buxchard
kurz zu antworten 9 daß ich mich dem Urteile der
Autoritäten nicht unterwerfen könne , da mein Empfinden
in dem Bilde höchstens nur eine sehr schwache Werk-