Aussichten unserer „Richtung“ be
sprechen. Die Presse begann schon die
Öhren zu spitzen, aus Kreisen, die mit
den Ideen moderner Künste vertraut
waren, kamen Mitteilungen, Ablehnun
gen, aber mehr begeisterte Zustim
mungen.
Wir gingen von dem Grundsatz aus,
daß künstlerische Paten ein Ausdruck
ihrer Zeit sein müßten, und wir hielten
es für unmöglich, daß man in einer Zeit
der Autos, Flugzeuge und der Kine
matographie wie Goethe dichten könnte.
Wir schlugen auf den Tisch und sagten,
es muß etwas Neues gemacht werden,
was mit der alten klassischen Kunst
nicht mehr das geringste gemein hat.
Dacla soll zugleich ein Protest gegen die
alte und ein Fanal der neuen Kunst sein.
Der Dadaismus
hat seinen Sieges
zug durch die
Weit gemacht,
ohne daß wir —
von den ersten
kräftigen Stößen
abgesehen — a ieI
dazu beigetra
gen haben.
Dacla wurde,
zu dem großen
Protest der gei
stigen Menschen
gegen eine Zeit,
die in den höch
sten Wolken
kratzern kein
Stübchen meh r
für einen kul
turell produk
tiven Kopf hat.
Mit papier neu
Eingaben cvar
we nig getan, ma n
mußte dieser Zeit
ihren Spiegel
Vorhalten, mit
allen Mitteln der
Satire, der raffi
nierten Klugheit,
kein groteskes
Zirkusmittel
durfte geschont werden. Wenn die Leute
schrien: „Was . . . Das soll Kunst
sein?" uncl vor Wut bebten, Aveil sie
den zahmen Goldschnitton des GeAvohn-
ten nicht fanden, fühlten wir uns im
Innersten bestätigt und rieben uns ver
gnügt die Hände.
Die Tatsache, daß Künstler, Dichter,
Maler, Schauspieler aktiv gegen ihre
Zuschauer Vorgehen konnten, Aveil sie
nicht mehr mit ihnen zufrieden Avaren,
hatte clie Welt noch nicht gesehen. Bis
her hatten Publikum und weich
sitzende Kritiker immer auf den Künst
lern. herumgetreten.
Eine Welle der Wut ging durch £anz
Europa, aber auch in Japan und Ame
rika setzte sich die Presse mit dem
Dadaismus auseinander. Unser Sieg
war unbestrit
ten, denn wir
avo Ilten vorerst
nichts anderes
als clie Auf
merksamkeit der
Leute erregen.
Der Dadaismus
Avar ein Ruf an
alle, es ging je
den an, sich zu
fragen, was eine
Gruppe von
künstlerischen
Menschen, Mani
feste hinaus
schleudernd, zu
sagen habe. Da
cla wurde zum
Schlachtruf der
Emanzipation
für geistige Men
schen, die sich
unterdrückt
fühlten.
Jeder fühlte
sich getroffen,
das Avar cler
tiefste und letzte
Grund für clie
ungeheure Po
pularität des da-
d aistischen Ge-
Zwei führende Geister des Dada:
Jolm Meartfield, der „Monteur-Dada“, und
Raoul Hausmann, der DadasopL