Volltext: Uhu : das neue Monats-Magazin (3 (1927), 5)

Aussichten unserer „Richtung“ be 
sprechen. Die Presse begann schon die 
Öhren zu spitzen, aus Kreisen, die mit 
den Ideen moderner Künste vertraut 
waren, kamen Mitteilungen, Ablehnun 
gen, aber mehr begeisterte Zustim 
mungen. 
Wir gingen von dem Grundsatz aus, 
daß künstlerische Paten ein Ausdruck 
ihrer Zeit sein müßten, und wir hielten 
es für unmöglich, daß man in einer Zeit 
der Autos, Flugzeuge und der Kine 
matographie wie Goethe dichten könnte. 
Wir schlugen auf den Tisch und sagten, 
es muß etwas Neues gemacht werden, 
was mit der alten klassischen Kunst 
nicht mehr das geringste gemein hat. 
Dacla soll zugleich ein Protest gegen die 
alte und ein Fanal der neuen Kunst sein. 
Der Dadaismus 
hat seinen Sieges 
zug durch die 
Weit gemacht, 
ohne daß wir — 
von den ersten 
kräftigen Stößen 
abgesehen — a ieI 
dazu beigetra 
gen haben. 
Dacla wurde, 
zu dem großen 
Protest der gei 
stigen Menschen 
gegen eine Zeit, 
die in den höch 
sten Wolken 
kratzern kein 
Stübchen meh r 
für einen kul 
turell produk 
tiven Kopf hat. 
Mit papier neu 
Eingaben cvar 
we nig getan, ma n 
mußte dieser Zeit 
ihren Spiegel 
Vorhalten, mit 
allen Mitteln der 
Satire, der raffi 
nierten Klugheit, 
kein groteskes 
Zirkusmittel 
durfte geschont werden. Wenn die Leute 
schrien: „Was . . . Das soll Kunst 
sein?" uncl vor Wut bebten, Aveil sie 
den zahmen Goldschnitton des GeAvohn- 
ten nicht fanden, fühlten wir uns im 
Innersten bestätigt und rieben uns ver 
gnügt die Hände. 
Die Tatsache, daß Künstler, Dichter, 
Maler, Schauspieler aktiv gegen ihre 
Zuschauer Vorgehen konnten, Aveil sie 
nicht mehr mit ihnen zufrieden Avaren, 
hatte clie Welt noch nicht gesehen. Bis 
her hatten Publikum und weich 
sitzende Kritiker immer auf den Künst 
lern. herumgetreten. 
Eine Welle der Wut ging durch £anz 
Europa, aber auch in Japan und Ame 
rika setzte sich die Presse mit dem 
Dadaismus auseinander. Unser Sieg 
war unbestrit 
ten, denn wir 
avo Ilten vorerst 
nichts anderes 
als clie Auf 
merksamkeit der 
Leute erregen. 
Der Dadaismus 
Avar ein Ruf an 
alle, es ging je 
den an, sich zu 
fragen, was eine 
Gruppe von 
künstlerischen 
Menschen, Mani 
feste hinaus 
schleudernd, zu 
sagen habe. Da 
cla wurde zum 
Schlachtruf der 
Emanzipation 
für geistige Men 
schen, die sich 
unterdrückt 
fühlten. 
Jeder fühlte 
sich getroffen, 
das Avar cler 
tiefste und letzte 
Grund für clie 
ungeheure Po 
pularität des da- 
d aistischen Ge- 
Zwei führende Geister des Dada: 
Jolm Meartfield, der „Monteur-Dada“, und 
Raoul Hausmann, der DadasopL
	        
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