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literarischen Sachen beschäftigte. Der
Comble, der Höhepunkt des deutschen
Dadaismus, war die dadaistische Aus
stellung in der Kunsthandlung Burk
hardt am Liitzowufer. Der „Oberdada"
Baader, diese hebephrenwitzige Er
scheinung, hatte dort „Dadako“, das
Buch des Weltgerichts, ausgestellt, ohne
daß es (trotz seiner „kosmischen Bedeu
tung“) einen Käufer gefunden hätte.
Die Klebebilder (Arbeiten, die nur
aus bunten Papierstücken zusammen
gesetzt sind) Raoul Hausmanns wurden
wegen ihrer aggressiven Schärfe be
rühmt.
Grosz und John Heartfield, der
„Monteurdada“, hatten aus allen Win
keln ihres Ateliers Gedanken wie
Puppenlappen zusammengetragen und
daraus phantastische Konstruktionen
errichtet. So etwas war der ernsthaften
Kunstkritik noch nie vorzusetzen ge
wagt worden, die es verstand, so ge
schickt zu bellen, daß am Ende sogar
die Gerichte aufmerksam wurden.
Der normale Mensch hatte endlich
behördlichen Anstoß genommen, das
Endziel des Dadaismus stand nahe
bevor.
Denn der Dadaismus war in seinen
letzten Absichten gegen die Seele des
Normalmenschen gerichtet, ihr sollte
eine außerordentliche Handlung ent
gegengesetzt werden.
Ihr sollte gesagt werden: „Es ist die
Normalisierung aller Dinge und Werte,
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Nie wurde
„ Kunstwerke“ des Dada
Jas Chaos der Nachkriegszeit treffender dargestellt als in den „Kunstwerken“ des Dadaismus.
Was damals sinnlos erschien, liat heute den Wert des künstlerischen Zeitdokuments.