An die
verehrl. Mitglieder der Zürcher Kunstgesellschaft,
Sit. |
Am Ende des Jahres 1908 ist der Aufrichtbaum. der
bunt bewimpelte, auf dem Dache des Kunsthausbaues am
Heimplatze aufgerichtet worden. Das lang erstrebte Werk
der Zürcher Kunstgesellschaft ist erstanden und wenn es auch
noch nicht vollendet ist, so ist es doch heute ein gesichertes
Werk. Mit dem Ende dieses Jahres soll es seine weiten
Hallen und Räume allem Volke öffnen und soll eine Wall-
fahrtsstätte werden für alle, die sich an den Werken der
bildenden Kunst zu erheben vermögen. Endlich —- kann
der Vorstand der Kunstgesellschaft sagen — musste in diesem
Jahre nicht mehr gesucht und geplant werden, wie das Werk
an Hand zu nehmen und zu ermöglichen sei, sondern es wurde
nur noch erwogen und beschlossen, was unmittelbar darauf
auch wirklich vor Augen erstehen sollte.
Noch steht der Bau von Gerüsten umstellt und gelangt
nicht zur vollen Wirkung, aber erkennbar ist doch schon
der vornehm ernste und ruhige Eindruck des Bauwerkes.
Aber auch wenn demnächst die Gerüste fallen werden, wird
der Bau noch nicht die Absicht seines Erbauers voll aus-
sprechen können, denn es fehlt ihm noch der bildnerische
Schmuck, der an diesem Werke mit der Architektur so in
Eins zusammengeht, dass diese so lange unvollendet ist
als jener noch fehlt.
Ueber die innere Raumwirkung des Hauses können wir
heute schon sagen, dass sie eine durchaus grossartige werden
wird. Schon jetzt kommt der reiche und angenehme Wechsel
in Form und Proportionen der Räume überzeugend zur Geltung
und die Grosszügigkeit der Anlage zu voller Wirkune.