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Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
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Beilage II:
Die zweite Kunsthauserweiterung
L. Bericht, 1926 — 1941
Bei der Planung der ersten Kunsthauserweiterung in den Jahren 1923/24 war mit den
damaligen Beständen der Sammlung und der Bibliothek, das heißt mit dem Zeitpunkt
des Baubeginns, nicht des Bauabschlusses gerechnet worden. Nun erwiesen aber gerade
vorerst. das bloße Unternehmen des Neubaues und nachher sein Vorhandensein sich für die
Sammlungen als so förderlich, daß die Räume schon bei der Eröffnung eigentlich zu klein
erscheinen konnten, auf alle Fälle rasch zu klein wurden. So wurden denn bald mit dem
Architekten des Kunsthauses von 1910 und des Erweiterungsbaues von 1925, Karl Moser,
Studien für eine zweite Erweiterung aufgenommen. Aus einem seit 1930 nie mehr unter-
brochenen Gedankenaustausch zwischen dem Präsidenten der Zürcher Kunstgesellschaft
und dem Direktor mit dem Erbauer des Kunsthauses, der auch durch die 1931 zum Ab-
schluß gebrachte Planung für das Basler Museum Anregung erhielt, und in einer gemein-
samen Studienfahrt von Architekt und Direktor durch holländische Museumsstädte, vor
allem Rotterdam und Den Haag, sich vertiefte, gingen Ideenskizzen hervor, deren eine
von 1935 mit Ansicht, Grundriß und Schnitt im Neujahrsblatt von Hermann Kienzle auf
den im Februar 1936 verstorbenen Meister reproduziert ist.
Das Neujahrsblatt reproduziert auch den Brief, mit welchem Karl Moser im Mai 1935
aus Cademario dem Präsidenten der Kunstgesellschaft, Herrn Dr. A. Jöhr, für die Ein-
ladung zur 25-Jahrfeier des Kunsthauses dankte, mit den Worten: «Ihre Karte war Ver-
anlassung, auf die Entwicklung der Kunstgesellschaft, der Sammlung und der Ausstellungen
zurückzuschauen. Es ist ja überraschend, wenn die Dimensionen der Entwicklung in den
wenigen verflossenen Jahren abgeschätzt werden und die Bedeutung unseres Hortes erkannt
wird! Seither ist auch Zürich zu einer großen Stadt angewachsen, und das Kunsthaus will
und muß mit dem Wachstum Schritt halten, nicht aus formalen oder konventionellen
Gründen, sondern aus geistigen!
Es handelt sich bei einer Erweiterung des Kunsthauses nicht um einen Wettlauf mit
Basel (8 Mill. Fr.), Bern (1,1 Mill.), Luzern (1,2 Mill.), Den Haag (5—6 Mill.), Rotter-
dam (3 Mill.) u. a., sondern um einen notwendigen Ausgleich und Berücksichtigung des
innerlich begründeten Wachstumswillens des Kunsthauses.
Alle die genannten Städte hat die Krise am Weiterbau allgemeiner Güter nicht gehindert.
Stätten der Gemeinsamkeit, wo weder Parteien noch Politik herrschen, sind heute die
einzigen Tempel, die von allem Volk besucht werden, die allem Volk mit Großzügigkeit,
Freigebigkeit und Liebe dienen und Harmonie verbreiten.
Sie, Herr Präsident, haben mit Ihrem getreuen Mitarbeiter Dir. Dr. Wartmann das
größte Verdienst am Wachstum des Zürcher Tempels, und ich wünsche Ihnen und dem
Zürcher Volk den vollen Erfolg der zukünftigen Erweiterungsarbeit, die Sie mit so viel
Vertrauen und Temperament aufgenommen haben...»