Der folgende Sonntag war der Tag der Zürcher Kunst-
gesellschaft. Um möglichst allen Mitgliedern die Teilnahme
zu ermöglichen, wurde am Morgen und am Nachmittag ein
Festakt durchgeführt. Am Vormittag sprach der Präsident, am
Nachmittag der Vizepräsident der Kunstgesellschaft, während
dem Direktor oblag, sich bei beiden Gelegenheiten hören zu
lassen. Der neue Saal hatte dabei seine Bewährungsprobe zu
bestehen und jedes Mal mit dem Foyer zusammen rund
1000 Personen aufzunehmen.
Die Besucher hatten Gelegenheit, nicht nur die Ausstel-
lung der Sammlung Bührle im Neubau in Augenschein zu
nehmen, sondern im Altbau auch die Sammlung des Kunst-
hauses neu zu betrachten, die trotz der äußerst knappen Zeit,
welche zwischen Beendigung der Bauarbeiten und Eröffnung
zur Verfügung stand, neu eingerichtet worden war.
Der Neubau, der ja in erster Linie für wechselnde Aus-
stellungen bestimmt und geplant ist, wurde in der folgenden
Zeit aus dem In- und Ausland stark besucht und fand natür-
licherweise Zustimmung und Kritik. Die meisten unbefange-
nen Besucher, vor allem aus der übrigen Schweiz und dem
Ausland, erkannten die vorzügliche Eignung des Baues für
seine Zweckbestimmung: wechselnde Ausstellungen. Diese
Eignung wurde besonders deutlich bei der Einrichtung der
großen Ausstellung «Kunst der Mexikaner». Manche Archi-
tekten und Journalisten Zürichs und der Schweiz vermißten
jedoch bei den neuen Ausstellungsräumen das architektonische
l’art pour l’art. Ohne die belebende Ueberzeugung jedoch, die
wir alle mehr oder weniger verborgen hegen, daß wir alles
besser und über die Maßen herrlich machen oder machen
könnten, hätte ja wohl die Welt keinen Bestand.