Volltext: Jahresbericht 1979 (1979)

m Vorwort seiner Aeschbacher-Ausstellung in der 
<unsthalle Bern, 1961. 
Die in hohem Masse konsequente Entwicklung 
Aeschbachers, bei dem jede neue Phase aus der 
vorangegangenen herauswächst, wird 1950 durch 
die monumentale Granitskulptur (eine erste Fassung 
aus Lava ist auf dem Transport von der Provence in 
die Schweiz zerbrochen) der «Harfe» unterbrochen, 
die ihren endgültigen Standort vor dem Zürcher 
Kantonsspital gefunden hat. Dieses Werk markiert 
den Übergang der weiblichen Idole zu den <«männ- 
lichen) Stelen. Die «Figur b, 1953, des Kunsthauses 
ist bereits eindeutig als Stele anzusprechen, auch 
wenn ihr Formgefüge noch von weitgehend organıi- 
schen Partien bestimmt wird. Während die zuvor 
entstandenen Idole sich mehr und mehr von einer 
expressiven Durchbildung zu stets konzentrierterer, 
ruhigerer Gestalt entwickelt haben, wirkt die 
«Figur b, 1953, kantiger, vielseitiger, durch tiefe Ein- 
schnitte differenzierter, wobei Schattenpartien sich 
in den schlank aufwachsenden Steinkörper ein- 
prägen. Der Schritt zu stereometrischen Körpern ist 
vorbereitet und kommt in den Jahren nach 1955 
vollends zum Durchbruch. Wie ein Abgesang an die 
tellurische Phase der Idole wirkt die «Figur b, 1957. 
aus rotem Ackerstein, die von planen Flächen um- 
schlossen ist, die an den Rändern nur noch leichte 
Rundungen zeigen. Noch ist der Schritt zur reinen 
Geometrie nicht vollzogen, noch scheint sich der 
Stein gegen die intellektuelle Kunstform der stren- 
gen Stereometrisierung zu wehren. Bezeichender- 
weise ist das Material dieser Stele von beachtens- 
werter Breitenentwicklung der grobkörnige, in 
gewissem Sinne bäuerische Ackerstein. Erst mit der 
Verwendung des urbaneren Marmors wird die 
strenge, kantige Durchbildung erreicht, wie bei- 
spielsweise mit der «Figur Ib, 1962 (Abb. 7). Die in 
der Figur von 1953 noch ineinander übergehenden, 
spitzwinklig sich verzahnenden Dreiecksformen sind 
hier streng gegeneinander abgesetzt. Die Stele von 
quadratischem Grundriss lebt von der Präzision der 
voneinander abgehobenen Formen, die den Qua- 
dratumriss nur wenig variieren, wodurch die rekt- 
anguläre Grundform betont und nicht aufgerissen 
wird. 
Aeschbachers Schaffen nimmt in der Kunstge- 
schichte der Schweiz eine bedeutsame Stellung eir 
indem es von der gegenständlichen Kunst der Ge- 
neration von Karl Geiser, von der es ausgegangen 
'st, überleitet zur abstrakten Bildhauerei der 
Jahrhundertmitte. Zahlreiche jüngere Künstler sind 
durch die Schule von Hans Aeschbacher gegangen 
der damit an zentraler Stelle als Anreger und Weg- 
bereiter gewirkt hat. Die logische Konsequenz, die 
Aeschbacher vom Gegenstand zur freien, organi- 
schen Abstraktion und schliesslich zur strengen, 
geometrischen Durchformung geführt hat, ist bei- 
3pielhaft. 
Felix Baumann 
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