m Vorwort seiner Aeschbacher-Ausstellung in der
<unsthalle Bern, 1961.
Die in hohem Masse konsequente Entwicklung
Aeschbachers, bei dem jede neue Phase aus der
vorangegangenen herauswächst, wird 1950 durch
die monumentale Granitskulptur (eine erste Fassung
aus Lava ist auf dem Transport von der Provence in
die Schweiz zerbrochen) der «Harfe» unterbrochen,
die ihren endgültigen Standort vor dem Zürcher
Kantonsspital gefunden hat. Dieses Werk markiert
den Übergang der weiblichen Idole zu den <«männ-
lichen) Stelen. Die «Figur b, 1953, des Kunsthauses
ist bereits eindeutig als Stele anzusprechen, auch
wenn ihr Formgefüge noch von weitgehend organıi-
schen Partien bestimmt wird. Während die zuvor
entstandenen Idole sich mehr und mehr von einer
expressiven Durchbildung zu stets konzentrierterer,
ruhigerer Gestalt entwickelt haben, wirkt die
«Figur b, 1953, kantiger, vielseitiger, durch tiefe Ein-
schnitte differenzierter, wobei Schattenpartien sich
in den schlank aufwachsenden Steinkörper ein-
prägen. Der Schritt zu stereometrischen Körpern ist
vorbereitet und kommt in den Jahren nach 1955
vollends zum Durchbruch. Wie ein Abgesang an die
tellurische Phase der Idole wirkt die «Figur b, 1957.
aus rotem Ackerstein, die von planen Flächen um-
schlossen ist, die an den Rändern nur noch leichte
Rundungen zeigen. Noch ist der Schritt zur reinen
Geometrie nicht vollzogen, noch scheint sich der
Stein gegen die intellektuelle Kunstform der stren-
gen Stereometrisierung zu wehren. Bezeichender-
weise ist das Material dieser Stele von beachtens-
werter Breitenentwicklung der grobkörnige, in
gewissem Sinne bäuerische Ackerstein. Erst mit der
Verwendung des urbaneren Marmors wird die
strenge, kantige Durchbildung erreicht, wie bei-
spielsweise mit der «Figur Ib, 1962 (Abb. 7). Die in
der Figur von 1953 noch ineinander übergehenden,
spitzwinklig sich verzahnenden Dreiecksformen sind
hier streng gegeneinander abgesetzt. Die Stele von
quadratischem Grundriss lebt von der Präzision der
voneinander abgehobenen Formen, die den Qua-
dratumriss nur wenig variieren, wodurch die rekt-
anguläre Grundform betont und nicht aufgerissen
wird.
Aeschbachers Schaffen nimmt in der Kunstge-
schichte der Schweiz eine bedeutsame Stellung eir
indem es von der gegenständlichen Kunst der Ge-
neration von Karl Geiser, von der es ausgegangen
'st, überleitet zur abstrakten Bildhauerei der
Jahrhundertmitte. Zahlreiche jüngere Künstler sind
durch die Schule von Hans Aeschbacher gegangen
der damit an zentraler Stelle als Anreger und Weg-
bereiter gewirkt hat. Die logische Konsequenz, die
Aeschbacher vom Gegenstand zur freien, organi-
schen Abstraktion und schliesslich zur strengen,
geometrischen Durchformung geführt hat, ist bei-
3pielhaft.
Felix Baumann
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