RESTAURIERUNG
Sammlung
Neben den arbeitsintensiven Restaurierungen einzelner
Gemälde konnten im Berichtsjahr an nicht weniger als 47
Werken Konservierungen durchgeführt werden. Das
wurde durch die Mitarbeit von Moritz Bösiger und
Thomas Becker, die uns bei Werkkontrollen und Ausstel-
lungsvorbereitungen wesentlich entlasten konnten, und
die tatkräftige Mithilfe von Maike Behrends, Studentin an
der staatlichen Akademie in Stuttgart, möglich.
Die Restaurierungsarbeiten an den Portraits des Zürcher
Erzgiessers Hans Balthasar Keller und seiner Gemahlin
fanden nach einer längeren Arbeitsspanne ihren Abschluss.
Aus den Akten ist ersichtlich, dass der Erhaltungszustand
der beiden Gemälde sehr unterschiedlich war. Das
Damenportrait war immer recht gut erhalten, während
beim Herrenportrait viele Farbverluste zu verzeichnen
waren. Beide Gemälde wurden 1916 doubliert; doch in der
Zwischenzeit wurde die Originalleinwand wellig und
begann sich von der Doublierung zu lösen. Durch weitere
Farbausbrüche und Verfärbungen war die Erscheinung
dieser Werke so ungünstig geworden, dass Zweifel an ihrer
Echtheit entstanden. Beim Ablösen der Doublierung
trat der gute Zustand der Originalleinwand zutage; es
genügte, neue Leinwandränder anzusetzen, um die Bilder
wieder aufspannen zu können. Der braune und trübe
Firnis wurde abgenommen, die Farbschicht gefestigt und
die Fehlstellen ergänzt. Heute sind die Gemälde, die wegen
ihrer Unansehnlichkeit während Jahrzehnten im Depot
ruhten, als eigenhändige Werke Rigauds anerkannt und
hängen als repräsentative Zeugnisse für die Erfolge eines
Zürchers am Hofe Louis’ XIV im Muraltengut.
Nicht nur bei alter Kunst wird es oft notwendig, entstel-
lende Restaurierungen rückgäng zu machen, sondern auch
bei moderner Kunst, bei denen unvorteilhafte Eingriffe
nur wenige Jahre zurückliegen. Beim Gemälde «Black
No. 2» von Ad Reinhard haben Vorgänger ohne jeden
Grund eine Kunstharzdoublierung vorgenommen, die
optisch die Leinwandstruktur herauspresste, und einen
Firnis aufgetragen, so dass der Betrachter die künstlerische
Absicht kaum mehr nachvollziehen konnte. Eine relativ
geringfügige Beschädigung durch einen Museumsbesu-
cher hat auch diesen Rest von Nachvollziehbarkeit
zunichte gemacht. Nach verschiedenen Versuchen gelang
es schliesslich, den Firnis chemisch zu reduzieren. Diese
Massnahme hat genügt, den Zustand zu verbessern und
den ungünstigen Effekt der Leinwandstruktur zu verrin-
gern, so dass das Bild heute wieder besser lesbar ist.
Das Gemälde von Marc Chagall «La naissance» ist
ebenfalls durch einen stark reflektierenden Firnis entstellt.
Da dieser beim Auftragen grosse Partien der Malerei aufge-
weicht hatte, lässt er sıch nicht mehr schadlos ablösen.
Auch eine oberflächliche Brechung des Glanzes durch
Sandstrahlen liess sich nicht durchführen, weil mit dem
Firnis auch die originale Oberfläche der Malerei zu zer-
splittern drohte. In diesem Falle hat das spiegelfreie Glas
wenigstens den Vorteil, die unangenehme Reflektion
zurücktreten zu lassen. Es zeigte sich leider einmal mehr,
dass nicht alle fälschlicherweise aufgetragenen Firnisse
wieder entfernt werden können.
Ein weiteres unlösbares Restaurierungsproblem ist
beim Bild «Summand-Konstruktion A» von Camille
Graeser entstanden, auf das ein Besucher mit einem fett-
haltigen grünen Farbstift mitten in die weisse Fläche eine
Wellenlinie zeichnete. Verschiedene Versuche, diese zu
entfernen, scheiterten und hinterliessen überdies Bear-
beitungsspuren. Auch Retouchieren führt nicht zum
gewünschten Resultat, da die grüne Farbe stets durch-
blutet.
Das grossformatige Gemälde «Alpenweiden» von
Giovanni Segantini, welches 1985 in unsere Sammlung
kam, war oberflächlich stark verschmutzt, u.a. durch die
Resten von Leim, die von einer früheren Restaurierung
zurückgeblieben waren. Durch diese Reinigung gewann
das Bild seine leuchtende und feine Farbigkeit zurück, die
die aussergewöhnliche Qualität dieses Bildes ausmacht.
Die Arbeit brachte uns in direkten Kontakt mit Segantinis