Volltext: Jahresbericht 2008 (2008)

82 
erscheint etwasNeues,dasFolgedeslangsamen,sich 
organisch Herauskristallisierens der Linienstruktur 
ist.»14 Wechslers Kunst behält in diesem Sinn immer 
aucheinedarstellendeFunktion,wiesieetwaimSpät- 
werk von Giacometti oder bei Rothko zu beobachten 
ist.DochimUnterschiedzudenÄlterenortenwirin 
Wechslers Zeichnungen Berührungspunkte mit Fra- 
gen und Problemen, die unsere Wahrnehmungser- 
fahrungen unmittelbar betreffen. Wir haben gelernt, 
1 Cesare Paves e: Das H andwerk des Lebens, Tagebuch 1935–1950 
(Frank furt am Main, 1974; Eint rag vom 25.3. und 5.4. 1945, S. 294). 
2Zum Verhältnis der grossen Zeic hnu ngen zu Wechslers Male rei und 
Graphik vgl. Fritz Koreny: Zeic hnu ngen und Druc ke 1973–1998 (Peter 
Wechsler: Ge ometrie der Hand, mit Beiträgen von Eugen Gomringer, 
Fritz Koreny und Ingo Nussbaumer, Triton: Wien 1998, S. 31–37). 
3 E-Mail-Brief vom 20. Februar 2008 mit interessanten Bemerkun- 
gen zur Zürcher Zeichnung. WVZNr.XVIII entstand zwischen 3.3.und 
30. 10.2004. 
4Robert Ry man: Über Malerei, Rede in NewYork am 9.1.1991 (Paint, 
Das Gedächtnis der Mal erei, Ein Lesebuch zur Mal erei im 20. Jahr- 
hundert, Herausg. von Sibylle Omlin und Beat Wismer, Köln, 2000, 
S. 291–297). 
5Peter Wechsler: Vom Zeichnen mit der Hand (unpubliziertes, drei- 
sei tiges Manuskript, 2007, S. 1). 
6Briefvon Peter Wechsler, Wien, 21. April 2006. 
7PeterWechsler:VomZeichnenmitderHand(wieAnm.5,S.3). 
8Zum Verhältnis von Fragment, unvollendetem und abgeschlosse- 
nem Werk in der moderne n Kuns t, mit bes onderer Berücksichtigung 
der musikalischen Komposition, vgl. P ierre Bou lez. Œuvre: Frag- 
ment (Ausst.-Kat. Musée du Louvre, Paris 2009,S.10):«Enfin de 
compte, n’est-ce pas plus tôt le désir d’affirmer que l’œuvre réel- 
verschiedene Ich-Zustände zu unterscheiden, die im 
Idealfall miteinander kooperieren, die aber auch durch 
Verletzungen ausfallen oder durch bewusste Manipu- 
lationen unterdrückt werden können. Über das Funk- 
tionieren dieser konkurrierenden Ich-Bereiche in der 
praktischen Anschauung wissen wir indessen noch 
herzlich wenig. Bernhard von Waldkirch 
le, défini e par des limites spatiales et temporelles, ne pouvait être, 
d’une certaine man ière, que le fragment plus ou moins volontaire 
d’un grand œuvre imagina ire, virtuel, dont nous ne voudrion s connaî- 
trenil’originenilafin?» 
9Eine Einführung in den evolutionären Dial og zwischen Hand und 
Ge hirn gibt Ric hard Sennett im Kapitel: Die intelligente Hand, Wie 
die Hand menschlich wurde, Gre ifen und Tasten, in se inem Buch: 
H andwerk (Berlin, 2008, S. 202–207). Durch Üben kön nen Hände 
von Cellisten, Pianisten, Chirurgen oder Zeichnern, trotz Handicaps, 
zu einer hohen technischen Meist ersc haft geführt werden. Sennett 
weist aufdas Problem des Loslassens hin,das beider Wiedergabe 
von Tönen, und nicht nur dort, eine ent sch eidende Rolle spielt: «Das 
Loslassen besi tzt auch zahlreiche ethische Implikationen, etwa wenn 
wir andere aus unserer Kontrolle – unserem Griff – entlassen.» 
10PeterWechsler:VomZeichnenmitderHand(wieAnm.5,S.2). 
11PeterWechsler:VomZeichnenmitderHand(wieAnm.5,S.2). 
12PeterWechsler:VomZeichnenmitderHand(wieAnm.5,S.2). 
13 Gerhard Roth: Neuronale Geist er, Synapsen und ich (Auss t.- 
Kat. Martin-Gropius-Bau Berl in, 7 Hügel – Bilder und Zeichen des 
21. Jahrhunderts, Herau sg. von Gereo n Sievernich und Peter Bext e, 
Berl iner Festspiele 2000, S. 123). 14PeterWechsler:VomZeichnenmitderHand(wieAnm.5,S.3).
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.