Volltext: Jahresbericht 2015 (2015)

hatte. Die Stadt Leipzig kaufte «L ’Éboulement» für seine städ- 
tische Museumssammlung und veräusserte es 1921 wieder. 
Seitdem ge hört das Gemälde der Gottfried K elle r-Stiftung, die 
es als Depositum dem Alpinen Museum in Bern überreichte 
(heute im Kunstmuseum Bern). Drei kleinere Fassungen in Öl, 
eigentlich Varianten, sind bekannt. Jene, die Calame für 
M. Stouvenel in Genf 1841 ausführte, fand ihren Weg über den 
Kunsthandel ins Kunsthaus Zürich. 
Diese in Fachkreisen wegen ihrer malerischen Qualität 
besonders geschätzte Zürcher Fassung bildet nun in der Ge- 
mäldesammlung des Kunsthauses das lange vermiss te Binde- 
glied zw ischen den reichhaltigen Beständen an ho lländ ischer 
Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts und den Schweizer 
Realisten Rudolf Koller, Albert Anker und Robert Zünd. Von 
W eitem zieht das Bild den Betrachtenden an. Als Reaktion auf 
die kritischen Stimmen zur ersten Fassung vereinheitlichte 
Calame das dramatische Helldunkel der Wolkenmassen. Er 
k onzentrierte den Blick auf das Haup tlicht in der linken Bild- 
hälfte und rückte das erzählerische Motiv mit dem Bauern- 
paar vor der Alphütte näher an den vorderen Bildrand. Da- 
durch wird der Betrachtende noch unmittelbarer in das 
Gesche hen invol v iert. Im Gegensatz zur melanch o lischen ers- 
ten Fassung lässt Cala me in der Zür cher Version eine andere 
Dynamik walten, die man mit Valentina Anker als teleo l ogisch- 
transzendental b ezeichnen 
k önnte.5 
 Waren die Ä lpler zusam- 
men mit v er einzelten Ba umsk eletten dort noch erb armungs - 
los den Elementen ausgesetzt – Steinschlag, stürmischen 
Böen, Gewitterregen –, die mit alttestamentarischer Wucht 
eine hochalpine Steinwüste heim suc hten, so umgibt sie hier 
eine Oase von Grün inmit ten der Zerstörung. Man hört förm- 
lich das Nachlassen des Sturms in den Kiefern , die, anstelle 
der Wettertannen (in der Berner Fassung), den Mittelgrund 
a ufhellen. Dies en Augenblick des Umschlags verkörpert das 
Bauernpaar auf seine r Rast. Das Entsetzen weicht einer neu- 
en, regenerierenden Sicht auf die Dinge. Die idyllische idyllische
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.