tung, die Welt, ihre Zivilisationsgeschichte, die Gültigkeit b inärer
Ordnungen und vieles mehr erklären zu wollen, liegt aber die ei-
gentliche Provokation, denn die Unmöglichkeit dieses Vorhabens
wird sofort manifest. Es handelt sich um eine bew usst gewählte
«anti theor et ische Haltung» der Künstle r zu Zeiten, als die Kunst-
welt «von einem dekonstruktiven, poststrukturalistischen, post-
mod ernen Denk en bestimmt »
war.4
Peter Fischli und David Weiss
beschrieb en die übergeordnete Dimension ihres Langzeit pr o jekts
im vollen Bewusstsein der Stärke seines offenen Charakters
rückblickend wie folgt: «Uns schwebte eine grosse Ansammlung
vor ohne Hierarchie zwischen Persönlichem und Allgemeinem,
zwischen Fakten und Fiktionen, zwischen Wissen und Spekula-
tionen und dergleichen. Aufgrund dieser Vorgaben entschieden
wir uns, mit Ton zu arbeiten; er ist wei ch, geschmeidig, geduldig,
nicht teuer und einfach in der
Handhabung.»5
In der heuti gen Welt glob aler Vernetzung bei gleichzeitiger
Vereinzelung und Rückzug ins Private übt dieses Kunstwerk gros-
se Faszination auf die Betrachtenden aus, denn es lädt uns ein,
auf persönliche Weise über Geschichten nachzudenken, die die
ganze Gesellschaft etwas angehen, und Brücken zwischen dem
Al lgemeine n und dem Besonderen zu schlagen. Oder wie Hannah
Höch in ähnlicher Weise ermutigend fordert, über den eigenen
T ellerra nd zu schauen: «ich mö chte […] den hinw eis fo rmen, daß
es außer d einer und mein er anschauung und meinung , noch mil-
lio nen und abermillionen b e r e c h t i g t e r anderer anscha uun-
gen gibt. am liebsten würde die welt heute demonstrieren, wie sie
eine biene, und morgen, wie der mond sie sieht, und dann, wie
viele andere geschöpfe sie sehen mögen. bin aber ein mensch,
kann kraft mein er fantasie – wie gebunden auch – brücke
sein.»6
Cathérine Hug Hug