Volltext: Jahresbericht 2019 (2019)

46 AKTIVITÄTEN 
«Matisse – Metamorphosen» se tzte sich daher zum Ziel, 
den französischen Meister als Plastiker einem grossen 
Publikum bekannter zu machen. Ausgan gspun kt der Aus- 
stellung bildeten die vier monumentalen Bronzereliefs 
«Rückenakt I–IV» , die das Kunsthaus Zürich 1960 erwarb. 
Diese Reliefs, die über eine Zeitspanne von etwas mehr 
als zwa nzig Jahren zwischen 1908 und 1930 entstanden, 
stellen nicht nur Matisse’ skulpturales Hauptwerk, son- 
dern einen Meilenstein in der Pl astik der Moderne dar. Die 
Schau legte den Fokus auf eine künstlerische Methode, 
die Matisse bei fast allen seiner wichtigsten Plastiken an- 
wendete: Die formale Verwandlung in «Rückenakt I–IV», 
die von einer naturalistisch anmutenden Gestaltung hin 
zu einer radikalen Stilisierung führt, findet sich auch in 
«Madeleine I–II», «Liegender Akt I–III», «Jeannette I–V» 
sowie «Henriette I–III». Einerseits führt uns der Künstler 
damit seinen Schaffensprozess einer bestimmten Figur 
in verschiedenen Entwicklungsstufen vor Augen, anderer- 
seits handelt es sich bei jeder Figur um ein autonomes 
Werk, das unabhängig von seinen Vorgängern und Nach- 
folgern seine Daseinsberechtigung beansprucht. 
Wie die A usst ellung zeigte, fand dieser Prozess der Ver- 
wandlung auch Parallelen in Matisse’ malerischem und 
zeichnerischem Werk. Vor allem ab Mitte der 1930er- 
Jahre liess der Künstler von zahlreichen Gemälden Foto- 
grafien anfertigen, die verschiedene Zustände während 
der Entstehung dokumentieren. Matisse machte diesen 
kreativen Prozess bereits zu Lebzeiten in Ausstellungen 
und Publikationen öffentlich – ein Vorgehen, das ohne 
Vorläufer war, jedoch Folge n hatte, insbesondere inner- 
halb der sogenannten Process Art. Im zeichnerischen 
Werk sind es vor allem seine «Themen und Variationen» 
von 1941 bis 1942, die mit Matisse’ konzeptuellen Ansatz 
in Plastik und Malerei verwandt sind. Einen Höhepunkt 
der Ausstellung bildeten die «Blauen Akte I und IV», die 
die Prozesshaftigkeit in seinen späten Gouacheschnitten 
deutlich machten. Der Aspekt der Verwandlung wurde 
zudem kongenial erweitert durch die Musik von Philip 
Glass‘ «Metamorphosis I–V» von 1988 sowie durch die 
eigens für die Ausstellung choreografierte Tanzperfor- 
mance «Matisse getanzt» von Karin Minger.
	        
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