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Holbein, kaum handbreit, aber groß und unerschütterlich in seiner
Festigkeit und kühl durchdringenden Überlegenheit, ein von Prof.
Ganz in England wiedergefundenes, künstlerisch noch nicht so
unproblematisches Früh werk und ein Bildnis des Erasmus von
Rotterdam; dazu, aristokratisch und kühl, in der Charakteri
sierung Holbein am ehesten verwandt, in der Durchführung weniger
unerbittlich, zwei französische Bildnisse von vornehmen Herren.
In der Foggia hängen Werke zweier bisher als Vertreter der „schwei
zerischen Renaissance“ gewerteter Berner Meister, die selbst
bewußter Manneskraft entsprungenen Kompositionen und Bildnisse
des Niklaus Manuel und des Hans Funk. In einem Seiten
saal, unmittelbar wieder überleitend zum großen Hauptsaal, die
Tafel des aus Rottweü in Solothurn eingewanderten Albrecht
Mentz, der zwei in jeder Richtung ungleichwertige Szenen aus der
Passion Christi durch strengste formale Gliederung zu einem Bild
zusammenschweißt, und weitere Proben der für die Kunst des
jungen Konrad Witz wahrscheinlich nicht bedeutungslosen Rott
weiler Malerei in den beiden derben Tafeln des Martyriums der
heiligen Ursula und des Pfingstwunders aus Schloß Fichtenstein.
Als Werk eines mit Konrad Witz nahe zusammenhängenden Basler
Meisters von 1445 galten bisher auch der von drängendem,
bunten Feben fast übervolle „Jünteler Altar“ aus Schaff hausen
und das berühmte Donaueschinger Bild mit den Eremiten Paulus
und Antonius in stiller Fandschaft, die aber hier, dem Meister
selbst einmal wirklich nahe, sich weit von ihm und auch noch
voneinander scheiden.
Der sehr geräumige Böcklin-Saal im ersten Stockwerk mit
hellen, locker behängten Wänden ist vollständig Hans Fries
gewidmet, er gelangt hier mit weitern fünfzehn Tafeln als Er
zähler, dem doch die Größe des dekorativen Empfindens nie
abgeht, zu überraschender und eindrucksvoller Entfaltung. Im
Welti-Kabinet sind Flügelaltäre und einzelne Tafeln von
oberrheinisch-baslerischen Meistern des ausgehenden
XV. Jahrhunderts zusammengefaßt, die feierlich und alter
tümlich, namentlich neben Hans Fries, die Figuren in klarem
Umriß und flächig ausgebreiteten starken Farben mit viel Gold
vor Goldgrund aufbauen; vielleicht mehr handwerklich, im Banne
der großen Tradition als von innerem künstlerischem Triebe