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Die Kunst ist für-alle geschaffen, doch sind nicht alle für die Kunst geschaffen.
Tout le monde connait Toeuf de Christophe Colomb
Qui etait un oeuf plat fixe d'oeuf d'un inventeur
La sculpture d'Archipenko est le I er oef ovoidal
Maintenu en equilibre intense
Comme une toupie immobile
Sur sa pointe animee
Blaise Cendrars
ALEXANDER ARCHIPENKO
Von Maurice Raynal
{Übertragung aus dem Französischen von Hans Jacob)
Archipenkos Anteil an der Wiedergeburt der zeitgenössischen Skulptur ist zweifellos beträchtlich und sogar
unbestreitbar, trotzdem aber ist es wichtig, diesen Anteil genau festzulegen, um die Richtung der künsN
lerischen Bewegung, die dadurch entstanden ist, zu definieren.
Der neue Realismus der Griechen triumphierte und der Einfluß der degenerierten Nachahmer Michelangelos
bestand noch weiter unter den Auspizien der um nichts weniger entarteten Nachahmer des XIX. Jahrhunderts.
Trotzdem ist die klassische Kunst im Gegensatz zu dem, was die Akademie uns weißmachen will, nur klassisch,
wenn sie sich von Periode zu Periode und parallel mit den großen wissenschaftlichen und historischen Ereig^
nissen wandelt.
So sehr Archipenko von den sichersten Lehren der Tradition durchdrungen ist, so stark schlägt sein Herz
mit seiner Zeit.
Kurze Zeit vor der heroischen Periode des Kubismus, 1910 etwa, zeigte Archipenkos Werk noch von
dieser Achtung vor der Tradition, die mit zwanzig Jahren zu zeigen sehr heilsam ist. Betrachtete er täglich
die Übersetzungen und Transpositionen der Natur, die seine Kunst erdacht hatte, so dachte er, wäre Skulptur
nur das, wäre es besser, sie existierte überhaupt nicht. Wozu Götter, meinte er, um ewig ihre Werke zu
wiederholen? Der Mensch ist sicherlich ein Gott, dem es viel schlimmer hätte ergehen können.
Archipenko fühlte, daß sein Atelier zu viel Mauern hatte,- gewiß war die Decke breiter als der Fußboden,
als die Mauern, spielten hartnäckig »Viereck«, ohne daß eine jemals ihre Ecke aufgegeben hätte. Und die
Bildwerke ließen es geschehen.
Eines Abends packte Archipenko diese Bildwerke, warf sie zu Boden, und die Fenster seines Ateliers
waren allein.
Vielleicht hatte er den »Affen« gesehen? Allerdings haben nur wenige Künstler am Fuße eines »Sklaven«
von Michelangelo, der die Malerei darstellt, diesen kaum entworfenen Affen bemerkt, das Sinnbild der
Nachahmung.