Memling aus Danzig oder die Ansichten von Warschau von Bernardo Bel-
lotto, genannt Canaletto. Die Ausstellung hatte denn auch eine sehr gute
Presse und war gut besucht, doch liessen sich die Besucherzahlen auch
nicht im entferntesten mit denen der Pompeji-Ausstellung vergleichen.
Das ist nicht verwunderlich, macht man doch immer wieder die Erfah-
rung, dass bei Ausstellungen, welche grosse Zeiträume umspannen und
Werke bringen, die dem Betrachter nicht geläufig, sondern, beginnend
schon bei den Künstlernamen, ungewohnt sind, sich mancher Besucher
überfordert fühlt, auch wenn wie in unserem Fall versucht wird, den
Zugang durch übersichtliche Gruppen und durch erklärende Beschriftung
zu erleichtern.
Handelt es sich bei den bisher besprochenen Ausstellungen um solche
historischer Art, so kam die Kunst der Gegenwart mit Richard Lindner
zu Wort. Dieser geborene Deutsche emigrierte in der Nazi-Zeit zunächst
nach Paris, dann — seine Mutter war Amerikanerin — nach den Vereinig-
ten Staaten, wo er zunächst als Illustrator und Art Director tätig war.
Von 1950 an arbeitete er als freier Maler und kam, wenn auch von andern
- europäischen — Voraussetzungen herkommend — sein Stil bildete sich in
Auseinandersetzung mit Beckmann, Max Ernst, Schlemmer —, zu einer
plakathaft aggressiven, stark farbigen, von der modernen Grossstadt in-
spirierten Malerei, die ihn in Verbindung mit der amerikanischen Pop-
malerei brachte. Seine Bilder, die angriffig nichts beschönigen oder ver-
niedlichen, farbig und formell aber sehr beherrscht sind, hinterliessen
einen starken Eindruck, was sich auch in einem unerwartet guten Besuch
der Ausstellung äusserte.
Eine Veranstaltung besonderer Art war die letzte Ausstellung des Jahres,
«Photographie in der Schweiz, von 1840 bis heute». Schon die Tatsache,
dass ein Kunstmuseum eine Photoausstellung veranstaltete, erregte da
und dort Erstaunen, war es doch bis vor kurzem in Europa nicht üblich,
die Photographie ins Museum aufzunehmen, was die amerikanischen