vor allem die Renommierstücke von Sammlungen,
die oft nur aus Prestigegründen versandt werden,
weniger auf Tournee gehen. Die Schäden, die bei
Transporten und Ausstellungen entstehen, haben
ihre Ursache meist in den Klimaveränderungen, in
den Vibrationen und Erschütterungen der Transport-
mittel, im unsachgemässen Handhaben der Werke
besonders unter Zeitdruck (und den hat man im-
mer) und nicht zuletzt in den Vandalenakten der
Besucher.
Die Ausstellungspolitik bestimmt im wesentlichen
die Aktivität von uns Restauratoren. In hohem
Masse ist unsere Arbeit auf die Zustandskontrolle.
auf das Vorbereiten, das Begleiten und das Be-
treuen der Ausstellungswerke, die in temporärem
Austausch ein- und ausgehen, gerichtet. Vor einem
Standortwechsel von Werken aus dem Kunsthaus
verfassen wir kleine Zustandsberichte (im Berichts-
jahr insgesamt 720), in denen wir Schäden und
technische Eigenheiten festhalten und die Objekte
auf die Zumutbarkeit eines Transportes hin prüfen.
Die meisten Werke, die unten auf der Liste aufge-
führt sind, wurden speziell im Hinblick auf einen
Versand hergerichtet.
zine grosse Aufgabe für das Atelier war die Betreu-
ung der Ausstellung <«Cuno Amiet und die Maler der
Brücke». Amiet malte seine Bilder in einer sehr
empfindlichen Technik. Leicht kommt es zu Farbab-
sprüngen und zu Schichtentrennung. Während der
Ausstellung wurde Bild um Bild geprüft und je
nachdem einer Sicherungsbearbeitung unterzogen.
Für diese Aufgabe, die in kurzer Zeit verrichtet wer-
den musste, weil ein grosser Teil des Ausstellungs-
Jutes von Zürich nach Berlin geschickt wurde.
stellte uns das Schweizerische Institut für Kunstwis-
senschaft zwei Restauratoren als Hilfskräfte zur Ver-
fügung.
Auch die Einrichtung der Soft-Art-Ausstellung for-
derte in besonderem Masse unsere Aufmerksam-
keit, da es sich bei den Exponaten in vielen Fällen
um sehr heikle Objekte handelte.
Ein Beispiel, an dem gleich mehrere technologische
und ästhetische Aspekte aufgezeigt werden können
ist die Arbeit, die im Berichtsjahr an einem samm-
/ungseigenen Leinwandgemälde von R. Delaunay,
dem grossen Werk (zirka 8 m?) «Formes circulaires».
vorgenommen wurde. Bei der Kontrolle wurden Ab-
hebungen von pastosen Farbschollen festgestellt.
Das Bild musste im Atelier für die Sicherungsarbeit
horizontal gelegt werden. Es stellte sich im weiteren
heraus, dass bei einer früheren Restaurierung ge-
fährdete Stellen mit Wachs behandelt worden wa-
-en und dass dieser Wachs grössere Partien auf deı
Farbfläche überschichtete. Auch eine dicke Firnis-
schicht wurde möglicherweise ebenfalls damals auf
das ganze Bild aufgetragen. Da der Wachs beim
Altern sich unlöslich verhärten kann und sich auf
seine klebrige Oberfläche Staub ansetzt, sahen wir
uns genötigt, das Bild von dieser Wachsschicht zu
befreien, das heisst es zu reinigen. Dabei wurde
auch die hässlich speckige Firnisschicht reduziert.
Die Reinigung stellte uns etliche Probleme, da die
sinzelnen Farben ungleich gealtert sind. Farben wie
das Orange und das Gelb waren an einigen Stellen
oxydiert und dadurch stark nachgedunkelt. Wir
mussten daher bei der Reinigung mit grösster Vor-
sicht vorgehen, damit die einzelnen Farben nicht
aus ihrem Zusammenklang herausfielen. (Das Emp-
finden einer solchen Harmonie wiederum hängt
weitgehend, wie eingangs erwähnt, von der Inter-
pretation des jeweiligen Restaurators ab.) Die Arbeit
musste im weiteren möglichst schnell verrichtet
werden, da eine Leinwand von dieser Grösse in der
Horizontallage die Gefahr läuft, sich trotz Unterle-
gungen zu deformieren. Als wir nach der Reinigung
das Bild vertikal aufstellen konnten und einige Fehl-
stellen gekittet und retuschiert waren, trugen wir
zum Schutze über die ganze Malfläche eine dünne
matte Firnisschicht auf. Dem Bild schenken wir wel:
terhin grosse Aufmerksamkeit, da es stark auf mini-
male Klimaveränderungen reagiert. Bei trockenem
z