RESTAURIERUNG
Sammlung
Die Restauratoren stehen zum Schutze der Werke im
Dienste unseres Museums; der Prävention gebührt bei ihrer
Tätigkeit die erste Stelle. So müssen bei jeder Ausleih-
anfrage die Werke auf ihren Zustand kontrolliert werden,
damit allfällige Konservierungsmassnahmen getroffen
werden können. Nach der Rückkehr sind die Werke erneut
zu kontrollieren: gegen 700 Zustandsberichte waren allein
für die Sammlung auszuführen. Im Anschluss an die
Zustandskontrollen und Konservierungsarbeiten gilt es,
die Vorbereitung des Transportes jener Werke, die sich der
Standardisierung entziehen, zu planen und zu überwachen.
Solche Objekte müssen bis zur Plazierung am neuen
Ausstellungsort begleitet werden. Auf diese Weise
versandten wir für die Ausstellungen in Venedig und Turin
den «Cyclograveur» von Jean Tinguely, bei dem die
verschiedenen Metallverbindungen mit der Zeit fragil
wurden und der deshalb eine ausgeklügelte Verpackung
und eine entsprechende Handhabung verlangt. Ebenso
bedurften die Werke von Alberto Giacometti, Giovanni
Segantini und Edvard Munch einer Betreuung von Ort zu
Ort. Oft stellt man fest, dass eine Verpackung verbessert
werden muss oder dass sich eine materielle Veränderung
abzeichnet, die eine sofortige Konservierungsmassnahme
erfordert.
Die Mehrzahl der Transporte wird jedoch nicht
begleitet, was zu verantworten ist, solange diese von der
gleichen Firma betreut werden. Beim Rücktransport von
Johannes Ittens «Aufstieg und Ruhepunkt» von Los
Angeles war dies nicht der Fall; es wurde durch äusserst
unsanfte Behandlung im Frankfurter Flughafen beschä-
digt.
Einen erheblichen Mehraufwand an Arbeit stellen
inzwischen die mit Gläsern geschützten Bilder dar.
Während früher kleinere Konservierungsarbeiten und
Photos direkt ausgeführt werden konnten, müssen heute
diese Gemälde aus- und wieder eingerahmt werden. Die
Bilder sind dadurch auch schwerer geworden, so dass beim
Umhängen zwei oder mehr Personen notwendig sind.
Im weitern ist leider festzustellen, dass Beschädigungen
durch Museumsbesucher zugenommen haben; sie konzen-
trieren sich auf Gemälde, die noch nicht durch Gläseı
geschützt sind oder nicht geschützt werden können.
Im Berichtjahr wurden an 35 Werken konservatorische
Massnahmen durchgeführt. Dank der Unterstützung von
Frau Birkenbeul, Absolventin der Abschlussklasse der
Hamburger Restauratorenschule, die uns während eines
Praktikums zur Verfügung stand, konnten auch an
mehreren nicht ständig ausgestellten Gemälden dringend
notwendige Sicherungen erfolgen.
Die Restaurierung des Gemäldes «Stabilisierte weisse
Kerne», 1964/71 von Max Bill bereitete seit geraumer Zeit
Sorgen. Durch die Alterung bleichten die hellvioletten
Partien so weit aus, dass diese nahezu mit den weissen Farb-
tönen zusammenfielen. Der Künstler wünschte dringend
den ursprünglichen Zustand wieder zu rekonstruieren, um
das Gleichgewicht des Bildes wieder herzustellen. Nach
eingehenden Abklärungen unter Beizug von Fachkollegen
und des Farbchemikers Herrn Dr. Bruno Mühlethaleı
(Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft) kam man
zum Schluss, dass das originale, ausgebleichte Violett nicht
weggenommen oder reduziert werden kann, da dadurch
die Struktur zu sehr verändert würde. So entschloss man
sich, mit einem Aerograf die Flächen mit einem synthetisch
hergestellten stabilen Violett dünn zu überspritzen. Damit
verursachte man den kleinsten Eingriff und erzielte ein
akzeptables Resultat. Würde die Rekonstruktion wieder
mit dem originalen Violett mit der entsprechenden Weiss-
ausmischung ausgeführt, so hätte man nach wenigen
Jahren wieder dieselbe Ausbleichung zu verzeichnen.