VORWORT DES PRÄSIDENTEN
Liebe Mitglieder der Zürcher Kunstgesellschaft,
Sehr geehrte Damen und Herren
Überblickt man den vorliegenden Jahresbericht, so fällt
zunächst eine Reihe erfreulicher Zahlen auf:
Die Besucherfrequenz von 485 000 Eintritten markiert
das zweitbeste Jahr in der Geschichte des Kunsthauses.
Mit 15337 Mitgliedern kann die Kunstgesellschaft
erneut einen noch nie zuvor erreichten Höchststand
ausweisen.
Dank der Spendefreudigkeit privater Gönner und
Mäzene kann die Sammlung einen Zuwachs verzeichnen,
der die aus dem Sammlungsfonds bestrittenen Neuein-
gänge bei weitem übertrifft.
Der Rechnungsabschluss hält sich mit einem Verlust
von Fr. 84 000.— im vorgesehenen Rahmen.
Diese Zahlen dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäu-
schen, dass der Handlungsspielraum des Kunsthauses
bezüglich Sammel- wie Ausstellungstätigkeit in Anbetracht
der ungebrochen steigenden Kunstpreise mehr und mehr
eingeschränkt wird. Die Preishausse beeinträchtigt keines-
wegs nur die Möglichkeiten des Sammlungsausbaus;
möglicherweise noch gravierender wirkt sie sich bezüglich
der Ausstellungstätigkeit in Form von enorm gestiegenen
Versicherungskosten aus. So gesehen ist die Tatsache, dass
der Rechnungsabschluss einen Verlust ausweist, beunruhi-
gend, wenn man bedenkt, dass die Dali-Ausstellung den
höchsten im Kunsthaus je registrierten Tagesdurchschnitt
verzeichen konnte (2709 Besucher). Der in den letzten
Jahren wiederholt erprobte Mechanismus, wonach Erfolgs-
ausstellungen die Finanzierung von weniger populären,
experimentelleren Ausstellungen ermöglicht haben, wird
durch die ungebremste Kostensteigerung in der Ausstel-
lungsproduktion in zunehmendem Masse in Frage gestellt.
Mit anderen Worten: Will die Kunstgesellschaft ihr
Veranstaltungsprogramm auf dem gewohnten Niveau wei-
terführen, müssen dringend neue Finanzierungsquellen
erschlossen werden. Bereits sind im Vorstand verschiedene
Alternativen diskutiert worden.
In Anbetracht der gespannten Finanzsituation, in der
sich das Kunsthaus befindet, ist die am 15. Dezember 1989
erfolgte Unterzeichnung des lang erdauerten Subventions-
vertrages mit der Stadt Zürich ein Ereignis von grösster
Tragweite. Zwar bringt der neue Vertrag keine unmittelbare
Verbesserung der Finanzlage; er beendet jedoch eine jahre-
lange Phase der Unsicherheit und garantiert nunmehr in
betrieblicher Hinsicht ein Fundament, auf dem aufgebaut
werden kann — und muss. Für das Verständnis unserer
Vertragspartner für die besonderen Belange des Kunst-
hauses sei auch an dieser Stelle dem Stadtrat und dem
Gemeinderat, insbesondere aber auch dem Stadtpräsi-
denten Dr. Thomas Wagner aufrichtig gedankt.
Damit kann ein Thema, das an dieser Stelle in den
letzten Jahren regelmässig erwähnt worden ist, für die
nächste Zukunft verabschiedet oder zumindest dahinge-
hend modifiziert werden, als nun nicht mehr das Prinzip,
wohl aber die Höhe der Leistungen der öffentlichen Hand
zur Debatte steht. Die obenerwähnte Finanzknappheit hat
jedenfalls den Vorstand bewogen, ein Gesuch um eine Sub-
ventionserhöhung einzureichen. Über das Schicksal dieser
Bittschrift, die besonders dem Sammlungsfonds sowie
ainer dringend notwendigen Anpassung der Versiche-
rungsleistungen für die bestehenden Sammlungsbestände
zugute käme, wird an dieser Stelle in einem Jahr zu
berichten sein.
Neben dem Thema des neuen Subventionsvertrages hat
sich der Fragenkomplex zu Sanierung und eventueller
Erweiterung des Kunsthauses zu einem Dauerbrenner ent-