Volltext: Jahresbericht 2008 (2008)

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Umberto Boccioni. Im Unterschied zum eher idyl li- 
schen französischen Postimpressionismus betrach- 
teten die Divisionisten ihre Malerei als adäquate Aus- 
drucksform ihrer radikalen politischen Gesinnung. 
Die Aus ste llung gliederte sich in fünf Kapitel: 
Den Auftakt machte die Landschaftsma lerei, denn 
die Lands c haften der Lombardei und des Piemo nt 
zählten zu den wic htigsten Motiven. Der zweite The- 
menkomplex war die Ges ell schaftskriti k : In den 
1890er-Jahren hatten die Krisen der Industri a lisie- 
rung auch in Italien das Gefüge des gesellschaftli- 
chen und wirtschaftlichen Lebens erschüttert. Viele 
der divisionistischen Maler ergriffen mit ihren Bildern 
in fast propagandistis c her Weise P artei. Die Abwen- 
dung der enttäuschten Revolutionäre von der Politik 
und hin zum Symbolis mus s tellte ein d rittes Kapitel 
dar. In einem eigene n Saal wurde der international 
erfolgreichste Divisionist, Giovanni Segantini, geehrt. 
Und schlies slich zeigte das letzte Kapitel den Auf- 
bruch zum Futurismus : 1909 publizierte M arinetti 
sein « f uturistisches Manifes t», und bald schlos sen 
sich die jüngeren Divisionisten der Bew egung an. 
Balla, Carrà und Boccioni wurden zu den wic htigsten 
Malern des Futurismus . 
Die Ausstellung wurde in Kooperation mit der 
National Gallery, London, erarbeitet und mit Werken 
der Tessiner Zeitgenossen Edoardo Berta, Filippo 
Franzoni und Luigi Rossi, dazu von Giovanni Gia co- 
metti ergänzt. TB 
AUSSTELLUNGEN IM KABINETT 
S hifting Identities – (Schweizer) Kunst heute. Intro 
Die Ausstellung «Shifting Identities – (Schweizer) Kunst 
heu te» them atis ierte Fra gen von Wertewandel und 
Identitätsverschiebungen im Zuge der Globalisierung 
in der Schw eiz wie auch international (siehe oben zur 
Hauptausstellung). Das Thema von Veränderung und 
Verschiebung stand aber nicht nur auf inhal tliche r 
Schweizer Künstler sind keine Schweizer, und umge- 
kehrt leben etliche Schweizer Kunstschaffende im 
Ausland. Der Flexibilisierung in der (Kunst-)Welt ent- 
sprechend wurde das aktuelle Schweizer Kunstschaf- 
fen als Teil eines transnationalen Koordinatensystems 
gezeigt. 
Die Ausstellung dehnte sich nicht nur über den 
Bührlesaal in die Sammlung aus, sondern über die 
Grenzen des Museums an Orte, die für die globalisier- 
te Gesellschaft wichtig sind, wie den Flughafen Zü rich. 
Sieben Künstlerinnen und Künstler zeigten dort Wer- 
ke, die sich auf ganz unterschiedliche Weise mit die- 
sem Transit-Ort auseinandersetzen. 
Zur Ausstellung entstand eine eigene Website mit 
Blog (www.shifting-identities.ch), auf der alle Veran- 
staltungen und Performances zugänglich gemacht 
wurden. – Unterstützt wurde die Ausstellung von Swiss 
Re, Partner für zeitgenössische Kunst. – Vom10. April 
bis24.Mai2009 reist die Schau ins Contemporary Art 
Center (CAC), Vilnius. MV 
Rivoluzione! 
Italienische Moder ne von Segantini bis Balla 
Die Ausstellung bot erstmals in der Schweiz einen 
umfassenden Überblick über das Schaffen der be- 
deutendsten italienischen Maler des ausgehenden 
19. Jahrhunderts: der Divisionisten. «Divisionismus» 
nennt man die italienische Spielart der in Paris als 
«Neo-Impressionismus» oder «Pointillismus» bekann- 
ten Nachfolgeströmung des Impressionismus. Die 
Prinzipien der Farbtheorie und derOptikmit ihrer Ana- 
lyse des Lichts und der Farben begründen die divisio- 
nistische Malweise. Punkte oder Striche, oft in kom- 
plementären Kontrasten reiner Primärfarben, fügen 
sich zu schillernden, lichtdurchfluteten Kompositio- 
nen. Die wichtigsten Vertreter der älteren Generation 
waren Giuseppe Pellizza da Volpedo, Gaetano Previati, 
Angelo Morbelli und Giovanni Segantini. In der zweiten 
Generation finden wir die Maler, welche ihre Karriere 
als Divisionisten begannen und später im Futurismus zur Reife gelangten: Giacomo Balla, Carlo Carrà und
	        
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