Volltext: Jahresbericht 2008 (2008)

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aber die Kreationen der Haute Couture in glänzendes 
Licht. Steichen definierte den Modefotografen als 
einen Autor, als einen Künstler, der eben ge rade in 
der kommerziellen Fotografie sein höchstes Talent 
verwirklicht. Dank seiner Erfahrung als Maler wusste 
Steichen, wie er die Struktur, den Glanz, den Schn itt, 
Fall und Faltenwurf eines Stoffes kunstgerecht wieder- 
geben musste. Und als Porträtmaler hatte er gelernt, 
jedenochsokleineGesteundjedennochsoflüchti- 
gen Ausdruck in ihrer Bedeutsamkeit festzuhalten. 
Verglichen mit seinen Vorgängern vollzog Steichen in 
der Modefotografie einen Stilsprung, der sich mit dem 
Übergang vom Stummfilm zum Tonfilm vergleichen 
lässt. Er liess seine künstlerischen Anfänge im foto- 
grafischen Impressionismus, in Art Nouveau und Sym- 
bolismus hinter sich, um zum grössten Fotografen des 
Art déco und zum eigentlichen Erfinder der Glamour- 
fotografie zu werden. 
Die Ausstellung wurde vom Musée de l’Elysée, 
Lausanne, und der Foundation for the Exhibition of 
Photography, Minnesota, in Zusammenarbeit mit dem 
Kunsthaus Zü rich konzipiert. – Unterstützt durch die 
Banca del Gottardo. TB 
Richar d Kisling. Ein Haus für die Avantgarde 
Das Erscheinen der in langjähriger Forschung von Sil- 
via Volkart erarbeiteten Monographie über den Zürcher 
Eisenhändler Richard Kisling ( 1862 –1917) und sein 
pionierhaftes Wirken für die Avantgarde als Präsident 
der Ausstellungskommission bot einen willkommenen 
Anlass, die ins Kunsthaus gekommenen Reste seiner 
einst sehr umfangreichen Sammlung zu zeigen. Seine 
von Karl Moser errichtete Villa mit Galerietrakt bildete 
ein Zentrum des damaligen Aufbruchs der Schweizer 
Malerei mit Hodler als Zentralgestirn. In der von einer 
Dokumentation begleiteten Präsentation im Eckra um 
des ersten Obergeschosses des Neubaus dominierten 
Amiet und die Frühwerke von Hermann Huber, Albert 
Pfister, Reinhold Kü ndig und anderer hoffnungsvoller 
Talente. ChK 
Runa Islam (mit Tobias Putrih). Restless Subjec t 
Das Medium Film und dessen Reflexion stehen im 
Mittelpunkt von Runa Islams Werk. Die 1970 in Dha- 
ka (Bangladesch) geborene und in London lebende 
Künstlerin hin te rfragt in ihren Arbeiten filmische 
Illusionen.SierücktdenAktdesSehens–imSinne 
von Schauen und Erkennen – in den Mittelpunkt und 
verschränkt Analytik und Sinnlichkeit auf vielfältige 
Weise. Das Kunsthaus Zü rich präsentierte die erste 
Einzelausstellung von Runa Islam in einem Museum 
inder Schweiz in Zusammenarbeit und gleichzeitig mit 
demMuseumFolkwanginEssen.VierFilmewarenin 
einer speziell für den Kabinettraum entworfenen Ins- 
tallation zu sehen, die Runa Islam in Zusammenarbeit 
mit dem slowenischen Künstler Tobias Pu trih (*1972) 
konzipiert hatte. Die ungewöhnliche Konstruktion aus 
Industriegerüsten und Transparentfolien übersetz- 
tedie Grundthemen vonRunaIslamsFilmenin eine 
räumliche Struktur und verdichtete das Gezeigte auf 
feinfühlige und intelligente Weise. Ergänzend lief im 
Kleinen Vortragssaal der etwas ältere Film «First Day 
of Sprin g» (200 5). Zur Ausstellung entstand die erste 
umfassende Künstlermonographie zu Runa Islams 
Arbeiten aus den letzten fünf Jahren in Englisch und 
Deutsch. – Unterstützt wurde die Ausstellung durch 
die Art Mentor Foundation Lucerne. MV 
AUSSTELLUNGEN IN DER SAMMLUNG 
E dward Steich en. In High Fashion 
Edward Steichen ( 1879–1973 ) war als Maler und Foto- 
graf bereits eine Berühmtheit, als man ihm 1923 die 
Stelle des Cheffotografen der beiden einflussreichen 
Magazine «Vogue» und «Vanity Fair» des New Yorker 
Verlags Condé Nast anbot. Unter Aufbietung seiner 
aussergewöhnlichen Talente und mit ungeheurem 
Enthusiasmus setzte Steichen in den folgenden fünf- 
zehn Jahren die Kultur der damaligen Zeit und ihre 
herausragendsten Vertreter aus Literatur, Journalis- mus, Tanz, Sport, Politik, Theater und Film, vor allem
	        
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