Volltext: Jahresbericht 2017 (2017)

Teil von Tristan Tzaras geplanter 160-seitigen Anthologie «Dada- 
globe» waren oder in einem engen Zusammenhang damit stan- 
den. So  befindet  sich nun  über ein Dritte l der für diese Pub likatio n 
vorgesehenen Bildbeiträge im Bes itz des Kunsthauses, während 
die literarischen Textbeiträge in der Bibliothèque littéraire 
Ja cques Doucet (BLJD) in Paris aufbewahrt sind. Diese 38 N euzu- 
gänge sind Archivdokumente und autonome Kunstwerke zugleich; 
ziehe n wir dazu exemplarisch drei Beispiele hera n: Die vom Bild- 
hauer Co nstantin Brancusi einger ei chte Fotografie «Mlle Brancu- 
si» ist zwar das Dokument einer Plastik, gleichzeitig aber auch 
mehr als das, denn diese existiert in dieser Form heute nicht 
mehr. Der Bildhauer nahm diese Plastik 1923 selb st a useina nder , 
der Kopf befindet sich heute in der Sammlung der Tate in Lon- 
don. 
2 
Anders als bei Bran cusi, den man in d ieser Anthologie nicht 
unbed ingt erwartet hät te, dessen A nwesenheit aber durchaus et- 
was über den Geist der Inklusion von Dada auszusagen vermag, 
verhält es sich mit dem Beitrag von André Breton: In der inzwi- 
schen zur Ikone gewordenen und vielfach publizierten Dada-Fo- 
to grafie p räsenti ert sich Breton bescheiden und dennoch agitato- 
risch als «Sandwich-Man» mit einem Plakat von Francis Picabia, 
auf dem in einer für Dada charakteristischen Mischung aus apo- 
diktischem und ironischem Ton zu lesen ist: «pour que vous ai- 
miez quelq ue chose, il faut que vous l ’ayez vu et ente ndu» (Damit 
Sie etwas l ieben, so llten Sie es gese hen und gehör t haben). 
3 
Beim 
von I. K. Bonset aka Theo van Doesburg zugeschickten und nur in 
Spezialistenkreisen bekannten Porträt schliesslich handelt es 
sich um eine wahre Entdeckung: Das provokative Selbstporträt 
mit der heiligenscheinartigen Inschrift «Je suis contre tout et 
tous» (Ich bin gegen alles und alle) demonstriert einen der prio- 
risierten Ansprüche der Dadaisten, durch radikale Ablehnung 
verkrusteter Werte Raum für die Hervorbringung einer besseren 
Gesell scha ft zu schaffen. 
Cathé rine Hug 
1   Adrian Sudhalter, «Zur Entstehung einer Dada-Anthologie», in: Dadaglobe Recons truc ted, 
Ausst.-Kat. Kunsthaus Z ürich  / The Mus eum of Modern Art, New York, Züri ch 2016, S. 56. 
2   Ill ust rierte Werkliste, wie Anm. 1, S. 102. 
3   Wie Anm. 1, S. 130.
	        
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