Teil von Tristan Tzaras geplanter 160-seitigen Anthologie «Dada-
globe» waren oder in einem engen Zusammenhang damit stan-
den. So befindet sich nun über ein Dritte l der für diese Pub likatio n
vorgesehenen Bildbeiträge im Bes itz des Kunsthauses, während
die literarischen Textbeiträge in der Bibliothèque littéraire
Ja cques Doucet (BLJD) in Paris aufbewahrt sind. Diese 38 N euzu-
gänge sind Archivdokumente und autonome Kunstwerke zugleich;
ziehe n wir dazu exemplarisch drei Beispiele hera n: Die vom Bild-
hauer Co nstantin Brancusi einger ei chte Fotografie «Mlle Brancu-
si» ist zwar das Dokument einer Plastik, gleichzeitig aber auch
mehr als das, denn diese existiert in dieser Form heute nicht
mehr. Der Bildhauer nahm diese Plastik 1923 selb st a useina nder ,
der Kopf befindet sich heute in der Sammlung der Tate in Lon-
don.
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Anders als bei Bran cusi, den man in d ieser Anthologie nicht
unbed ingt erwartet hät te, dessen A nwesenheit aber durchaus et-
was über den Geist der Inklusion von Dada auszusagen vermag,
verhält es sich mit dem Beitrag von André Breton: In der inzwi-
schen zur Ikone gewordenen und vielfach publizierten Dada-Fo-
to grafie p räsenti ert sich Breton bescheiden und dennoch agitato-
risch als «Sandwich-Man» mit einem Plakat von Francis Picabia,
auf dem in einer für Dada charakteristischen Mischung aus apo-
diktischem und ironischem Ton zu lesen ist: «pour que vous ai-
miez quelq ue chose, il faut que vous l ’ayez vu et ente ndu» (Damit
Sie etwas l ieben, so llten Sie es gese hen und gehör t haben).
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Beim
von I. K. Bonset aka Theo van Doesburg zugeschickten und nur in
Spezialistenkreisen bekannten Porträt schliesslich handelt es
sich um eine wahre Entdeckung: Das provokative Selbstporträt
mit der heiligenscheinartigen Inschrift «Je suis contre tout et
tous» (Ich bin gegen alles und alle) demonstriert einen der prio-
risierten Ansprüche der Dadaisten, durch radikale Ablehnung
verkrusteter Werte Raum für die Hervorbringung einer besseren
Gesell scha ft zu schaffen.
Cathé rine Hug
1 Adrian Sudhalter, «Zur Entstehung einer Dada-Anthologie», in: Dadaglobe Recons truc ted,
Ausst.-Kat. Kunsthaus Z ürich / The Mus eum of Modern Art, New York, Züri ch 2016, S. 56.
2 Ill ust rierte Werkliste, wie Anm. 1, S. 102.
3 Wie Anm. 1, S. 130.