Volltext: Jahresbericht 2018 (2018)

EUGÈNE DELACROIX,   
STUDIENBLA TT ZU «FAUST», 1825/1827 
Eugène Delacroix’ Faust-Zyklus ist nicht nur ein beeindru- 
ckendes Beispiel dafür, wie sehr deutsche und französische Kul- 
turgeschichte zuw eilen ineinandergreifen, er stellt auch eine he- 
rausragende künstlerische Leistung in der damals noch jungen 
Geschichte des lithografischen Druckverfahrens dar. 
Die siebzehnteilige Bildfolge erschien erstmals in der von 
Albert Stapfer übersetzten Faust-Ausgabe von 1828. Die Tatsa- 
che, dass Delacroix zunächst eine Herausgabe der Blätter ohne 
den G oethe’ schen Text im Sinn hatte, spricht für die Eigenständig- 
keit der Grafiken, die mit dem Beg riff «Illustrationen» nur unzu- 
reichen d charakterisiert wären. 
In Frankreich war man mit dem literarischen Stoff des Faust 
spätestens seit Madame de Staëls Schrift «De l’ Allemagne» ver- 
traut. Eb enso w usste man im Nachbarland bereits frühzeitig von 
den bildnerischen Umsetzungen der Tragödie durch die deut- 
schen Künstler Moritz Retzsch und Peter Cornelius. 
Dass selbst Goethe die Bildfindungen Delacroix’ mit Lob 
bedachte, erscheint umso beachtlicher, als der 79-jährige Be- 
gründer der «Weimarer Klassik» damit jenen jungen Künstler 
würdigt, der uns heute als Hauptvertreter der französischen 
Romantik bek annt 
ist.1 
In Delacroix erblickte Goethe «ein groß es 
Talent, das gerade am Faust die rechte Nahrung gefunden hat. Die 
Franzosen tade ln an ihm seine Wildheit, allein hier kommt sie ihm 
recht zu 
Statten.»2 
Den Autor des Faust muss beeindruckt hab en, 
dass sich Delacroix von seinen eigenen künstlerischen Visionen 
leiten liess, anstatt der literarischen Vorlage pedantisch zu fol- 
gen. Kaum anders liesse sich das Urteil Goethes erklären, wo- 
nach «Herr Delacroix meine eig ene V orstellung bei S zenen über- 
troffen 
hat».3 
Mit dem Erwerb einer Vorzeichnung zu Delacroix’ lithogra- 
fi schem Zyklus schliesst das Kunsthaus Züri ch nun eine wichtige 
Lücke im Bestand seiner französischen 
Meisterzeichnungen.4 Meisterzeichnungen.4
	        
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