Geschichte(n) zurück, die einen Bezug zu ihrem Heimatla nd Israel
haben und die sie in langwierigen Recherchen findet. Es han-
delt sich dabei häufig um vergessene oder von der offiziellen
Geschichtsschreibung ausgeblendete Episoden, die sie als Aus-
gangspunkt oder zur Verdichtung ihrer eigenen Arbe it verwendet.
Die V erschränk ung von Aktualität und Historie erlaubt es ihr, ste-
reotypisierte Darstellungen zu hi nterfra gen und neue Perspekti-
ven auf die komplexe politische Realität zu eröffnen.
Für die Installation «A Moon in Ramallah is a Star in He-
bron» ( 2017) arbeitete Ella Littwitz mit einer Gruppe arabischer
Frauen zusammen. Diese stickten die Grundrisse alter M ühlen in
der Region des Amud-Flusses, die im Laufe der Jahre mehrmals
ihre Funktion und politische Zugehörigkeit änderten. Die Bauwer-
ke waren zuerst palästinensische Mehlmühlen, dann jüdische
Walkmühlen und schl iessli ch wi eder palästinensische Me hlmüh-
len. Während die Stickerei-Technik traditionelles palästinensi-
sches Handwerk ist, zeigt die kartografische Symbolik den euro-
päischen Einfluss. Die Arbeit macht deutlich, wie komplex die
Geschichte der Region ist und wie eng verwoben die Kultur von
Israelis und Palästinensern. Der Titel verweist auf die unter-
schiedlichen Referenzsysteme der Symbole in Isra el und Palästi-
na, liest sich aber wie eine viel wei ter gefasste Metapher für die
Ähnlichkeiten und Unterschiede, die die sem komplexen kulturel-
len Schmelztiegel zugrunde lie gen.
Mirjam Varadinis