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«Matisse – Metamorphosen» se tzte sich daher zum Ziel,
den französischen Meister als Plastiker einem grossen
Publikum bekannter zu machen. Ausgan gspun kt der Aus-
stellung bildeten die vier monumentalen Bronzereliefs
«Rückenakt I–IV» , die das Kunsthaus Zürich 1960 erwarb.
Diese Reliefs, die über eine Zeitspanne von etwas mehr
als zwa nzig Jahren zwischen 1908 und 1930 entstanden,
stellen nicht nur Matisse’ skulpturales Hauptwerk, son-
dern einen Meilenstein in der Pl astik der Moderne dar. Die
Schau legte den Fokus auf eine künstlerische Methode,
die Matisse bei fast allen seiner wichtigsten Plastiken an-
wendete: Die formale Verwandlung in «Rückenakt I–IV»,
die von einer naturalistisch anmutenden Gestaltung hin
zu einer radikalen Stilisierung führt, findet sich auch in
«Madeleine I–II», «Liegender Akt I–III», «Jeannette I–V»
sowie «Henriette I–III». Einerseits führt uns der Künstler
damit seinen Schaffensprozess einer bestimmten Figur
in verschiedenen Entwicklungsstufen vor Augen, anderer-
seits handelt es sich bei jeder Figur um ein autonomes
Werk, das unabhängig von seinen Vorgängern und Nach-
folgern seine Daseinsberechtigung beansprucht.
Wie die A usst ellung zeigte, fand dieser Prozess der Ver-
wandlung auch Parallelen in Matisse’ malerischem und
zeichnerischem Werk. Vor allem ab Mitte der 1930er-
Jahre liess der Künstler von zahlreichen Gemälden Foto-
grafien anfertigen, die verschiedene Zustände während
der Entstehung dokumentieren. Matisse machte diesen
kreativen Prozess bereits zu Lebzeiten in Ausstellungen
und Publikationen öffentlich – ein Vorgehen, das ohne
Vorläufer war, jedoch Folge n hatte, insbesondere inner-
halb der sogenannten Process Art. Im zeichnerischen
Werk sind es vor allem seine «Themen und Variationen»
von 1941 bis 1942, die mit Matisse’ konzeptuellen Ansatz
in Plastik und Malerei verwandt sind. Einen Höhepunkt
der Ausstellung bildeten die «Blauen Akte I und IV», die
die Prozesshaftigkeit in seinen späten Gouacheschnitten
deutlich machten. Der Aspekt der Verwandlung wurde
zudem kongenial erweitert durch die Musik von Philip
Glass‘ «Metamorphosis I–V» von 1988 sowie durch die
eigens für die Ausstellung choreografierte Tanzperfor-
mance «Matisse getanzt» von Karin Minger.