Der Sohn Zürichs
Rudolf Koller und Albert Welti sind die Meister, die Zürich
für das 19. und frühe 20. Jahrhundert mit Stolz die seinen
nennt. Denkt man für hundert Jahre früher Salomon Geßner
und Heinrich Füßli, so muß man gleichzeitig ein von dem uns
noch irgendwie vertrauten Zürich unserer Väter und Groß-
väter doch. sehr verschiedenes Zürich denken, in welchem die
Verschwisterung der Künste noch enger war. Salomon Gehner
war Dichter, Maler und Porzellanfabrikant, der Vater von
Heinrich Füßhli Maler, Kunstgelehrter und Magistrat, Füßli
selber Gelehrter, Dichter und Maler.
Es hängt wohl daran, daß das Besondere, das ihn als Künstler
auszeichnet, noch heute immer wieder auch als absonderlich,
das Seltene, das er bringt, als seltsam verstanden und gewertet
wird,
Die Stammtafel des Fühligeschlechtes aus einem Neujahrsblaft
der Zürcher Stadtbibliothek sagt nichts davon, daß Heinrich
das zweite von 18 Geschwistern gewesen ist. Sie nennt nur
drei überlebende männliche Sprossen: Johann Heinrich, mit
dem zum größten Teil in England verlebten guten Alter von
84 Jahren, in der Mitte zwischen dem jüngeren Bruder Caspar,
der in Zürich und Winterthur als Insekten- und Pflanzen-
maler und Buchhändler nur wenig mehr als 40 Jahre er-
reichte, und dem erstgeborenen Johann Rudolf, der in einer
anderen Himmelsrichtung als Heinrich, im Osten, seinen Wir-
kungskreis fand und nach vier in Preßburg und Wien ver-
brachten Jahrzehnten 1806 in Wien starb. Sie nennt aber in
verschiedenen Aesten des Füßli-Stammes seit dem Ende des
15. Jahrhunderts ganze Ketten von Glockengießern und Gold-
schmieden und eineinhalb Dutzend Maler.
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