Die letzten fünfzehn Jahre haben durch glückliche Ergebnisse
der Forschung und Auffindung verschollener Werke die Kenntnis
der schweizerischen Kunst des 15. und 16. Jahrhunderts in einem
Maße gefördert wie selten eine Zeit seit den Jahren der Vorberei-
tung und ersten Blüte des Schweizerischen Landesmuseums.
Konrad Witz, die Berner und Zürcher Nelkenmeister, Hans Fries,
Hans Leu, Hans Asper, Tobias Stimmer sind aus dem Bereich
vorwiegend wissenschaftlichen Interesses und historisch-begriff-
licher Geltung für weite Kreise der direkten Anschauung näher
gerückt und faßbar geworden. Das Zürcher Kunsthaus hat diesen
Verlauf von seinem Orte aus wenn nicht gefördert, so doch be-
gleitet, mit der großen Ausstellung «Gemälde und Skulpturen
1430—1530» von 1921 und den weniger umfangreichen Veranstal-
tungen «Der Zürcher Nelkenmeister» von Anfang 1929 und « Tafel-
bilder des 15. und 16. Jahrhunderts» von 1934, sowie mit der Ein-
reihung einer Auswahl von schweizerischen und deutschen Altar-
tafeln in seine Sammlung.
Zur Einführung ihrer neuesten, mit der Gottfried Keller-Stiftung
gemeinsamen Erwerbung und Beleuchtung der durch sie aufge-
worfenen Fragen ist dank dem Entgegenkommen der Eidgenös-
sischen Kommission der Gottfried Keller-Stiftung, des Kunst-
museums Bern und der ihm übergeordneten Instanzen, und des
größten schweizerischen Sammlers, nun eine Niklaus Manuel-
Ausstellung möglich geworden, die eine nach Anlage und Maß
mit den oben genannten Meistern schwer vergleichbare Persönlich-
keit aufstrahlen läßt. Das Fernbleiben eines zweiten schweize-
rischen Museums, von dem auch eine Gruppe gerade für diese
Darbietung besonders erwünschter Zeichnungen nicht erhältlich
wurde, hat als Notbehelf die sonst wenig empfehlenswerte Neben-
einanderstellung von Reproduktionen und Originalen in größerem
Umfang nahegelegt als vorgesehen war.
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