Der Wettbewerb um die Füsslizeichnungen war an jener
Auktion lebhaft und international. Mehr noch als die öffent
lichen Sammlungen kauften einige Händler, anscheinend im
Aufträge von Privaten. Eine derartige Gruppe von über 50
Arbeiten ist auf dem Rückwege nach Deutschland durch Zufall
in die Nähe des Kunsthauses gelangt und zur Ausstellung auf
kurze Zeit erhältlich geworden. Wer über Notizen von der
Auktion her verfügt, mag näher feststellen, um welche Teile
des Versteigerungsgutes von 1914 es sich handelt. Er wird
auch nicht umhin können, die durchschnittlich 4—5fache Preis
erhöhung zu vermerken Heute käme das Kunsthaus mit Fr 3000
nicht mehr sehr weit, damals reichten sie für über 40 Blätter.
Die zur Zeit ausgestellte Sammlung zeigt Füssli in seiner
formalen Vielseitigkeit und künstlerischen Einseitigkeit, d. h.
Persönlichkeit. Arbeiten, die vor dem Brand zurückliegen, der
ihm Ende 1769 die Ernte seiner ersten fünf Londoner Jahre raubte,
sind freilich nicht vorhanden. In die Nähe von Reynolds scheinen
aber doch die beiden eleganten Akte zu weisen, auf den Lon
doner Auftrag für Kirchenfenster mit Aposteln und Evangelisten
eine grosse Bleistiftzeichnung und kleinere Federskizzen. Unmittel
bar vor der Abreise nach Italien noch in London entstanden ist
eine Komposition zu den Nibelungen, wenn die Jahrzahl 1769
richtig ist; in Italien dann verschiedene Szenen zu Shakespeare.
Mit dem kurzen Aufenthalt in Zürich, 1778, auf der Rückreise
nach England, hängt vielleicht das der Zürcher Zeichnung der
Martha Hess nahe verwandte idealisierte Mädchenprofil zusam
men, zu dem das Kunsthaus eine etwas grössere zweite Fassung
besitzt. Die übrigen Blätter, das Gros der Kollektion, führen mit
Szenen aus den Nibelungen, aus Shakespeare, Milton, der antiken
Sage und mit zahlreichen Proben jener scharf beobachteten
weiblichen Kostüm- und Charakterstudien durch die wichtigsten
Stoffkreise des Künstlers und die Etappen seiner sehr mannig
faltigen, aber stetig, nicht launisch, sich wandelnden Handschrift.
Ausgeführt sind sie in Bleistift und Kreide, Feder- und Pinsel
zeichnung und Aquarell W.