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Jahresbericht 1914 der Zürcher Kunstgesellschaft
Er verwandte sich in einer Eingabe an die Zürcher Handelskammer um Herabsetzung
der Zollansätze für gerahmte Bilder im neuen Zolltarif. Im Dezember veranstaltete er
im Hinblick auf die durch Krieg und Truppenaufgebot geschaffene Lage eine Aktion zu
Gunsten von Zürcher Künstlern in Form einer Verlosung und des Verkaufes gestifteter
Kunstwerke. Das Ergebnis aus dem Verkaufe der gestifteten Werke wurde dem Vorstand
der Künstler-Unterstützungskasse zur Verteilung überwiesen.
; Schenkungen und Legate. Die Schenkungen von Kunstwerken und Büchern
sind an besonderer Stelle in den Abschnitten «Kunsthaus», «Sammlung» und «Bibliothek»
aufgeführt, die übrigen Stiftungen in der Donatorentafel vereinigt, unten S. 18. Die
Zürcher Kunstgesellschaft spricht ihren Freunden und Gönnern an dieser Stelle noch
einmal den aufrichtigsten Dank aus, sie zählt gern auch weiterhin auf ihre freundliche
Gesinnung. Lebhafter als je muss gehofft werden, ihr edles Beispiel möge in immer
weitern Kreisen nicht ohne Wirkung bleiben. Die unten, S. 25-30, folgenden Betriebs-
und Kapitalrechnungen lassen ja die wenig aussichtsreiche finanzielle Lage deutlich genug
erkennen. Sammlungs- und Betriebsfonds stehen so niedrig, dass eine Erhöhung der
Bestände dringendste Notwendigkeit ist. Der erstere ergibt mit Fr. 32,000 Kapital einen
Zinsertrag, der zum weitern Ausbau der Sammlung auch im bescheidensten Umfang nicht
ausreicht. Der Betriebsfonds steht am Schluss des ersten Kriegsjahres weit von dem
lange behaupteten Betrag von Fr. 100,000.
Gesellige Anlässe. Mit einem vergnügten Bächtelismahl wurde die Reihe der
geselligen Veranstaltungen eröffnet. Eine Martinifeier unterblieb wegen der Ungunst der
Zeiten. Noch vor Kriegsausbruch, am 20. und 21. Juni, fand in Bern mit ansehnlicher
Beteiligung von Mitgliedern der Zürcher Kunstgesellschaft die Hauptversammlung des
Schweiz. Kunstvereins statt. Ueber die eigenen Veranstaltungen berichtet das «Kunsthaus»
eingehend. Neben die Gesellschaftsabende in der Kollerstube traten Zusammenkünfte
mit folgenden Vorträgen:
Die ästhetischen Theorien von Giordano Bruno, von Prof. Dr. F. Medicus.
Wie das Kind Bilder beurteilt, von Dr. H. Stettbacher.
Das Alexandermosaik in Pompeji und der Alexandersarkophag von Sidon, von
Prof. Dr. Hugo Blümner.
Die historische Entwicklung der Gartenbaukunst, von Oskar Mertens.
Neuerworbene Zeichnungen von Heinrich Füssli, von Dr. W. Wartmann.
Erinnerungen an Ferdinand Hodler, von Fritz Widmann.
Kunst, Krieg und Krieger, Mitteilungen zum Neujahrsblatt 1915,
von Dr. Konrad Escher.
Die Monatschrift «Kunsthaus» konnte infolge der Beeinflussung der Kunsthaus-
angelegenheiten durch Krieg und Truppenaufgebot nicht über Heft 6/7 hinaus erscheinen.
Die dreissig Gewinne der Neujahrsverlosung verteilen sich auf eine Gesamt-
summe von Fr. 2950. —. Die Gewinnliste wurde am Bächtelistag mitgeteilt und im
Zürcher Tagblatt und «Kunsthaus» veröffentlicht.
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