um so sinnvoller, als Sophie Taeuber-Arp auf mannigfache
Weise mit Zürich verbunden ist; 1916 bis 1929 leitete sie die
Textilklasse der Kunstgewerbeschule Zürich, und hier nahm
sie auch aktiven Anteil an der Zürcher Dada-Bewegung.
Sophie Taeuber-Arp hat einen bedeutenden Beitrag entrich-
tet zur «konkreten» Kunst des 20. Jahrhunderts. Von allem
Anfang an hat sie, was ihre Bilder und Reliefs betrifft, darauf
verzichtet, die Form durch Abstraktion aus dem natürlich vor-
gegebenen Gegenständlichen zu gewinnen; indem sie alle For-
men auf Vierecke und Kreise, Dreiecke, Kreissegmente, ge-
kurvte und gebündelte Linien reduziert, verwendet sie die
elementarsten bildnerischen Mittel zur «konkreten» Sichtbar-
machung rational geometrischer Vorstellungen — aus der
Ueberzeugung heraus, daß, wie Doesburg formulierte, «nichts
konkreter und realer ist als eine Linie, eine Farbe, ein Plan».
Das Werk von Sophie Taeuber-Arp gehört in diejenige
epochale Stilströmung des 20. Jahrhunderts hinein, welche zu-
mal durch die Stijlgruppe von Mondrian, Doesburg und Van-
tongerloo und durch den Suprematismus von Malewitsch und
seinem Anhang bestimmt worden ist.
Vielleicht die reinste und freiste Erscheinungsart der
Kunst von Sophie Taeuber-Arp stellt die Folge der Holzreliefs
dar, die, oftmals als Tondo im Kreise komponiert, in den Jah-
ren 1936—38 entstanden sind. Unter sie reiht sich das Werk
ein, das den Titel «Coquilles et fleurs>» (Holz, weiß bemalt,
Dm. 60 cm, 1938) trägt. In vier Stufen entwickeln und durch-
dringen sich die Pläne zu schwebend leichter Figuration, fern
nun von jeder rigorosen Systematik einer Horizontal-Vertikal-
Fügung, als Quintessenz einer «harmonia mundi», die Hans
Arp wohl im Auge hatte, als er von diesen Reliefs schrieb:
«Irdisches und Himmlisches liegt in ihnen. Sie sind dunkel-
grünes Laub und dunkelblauer Himmel. Sie sind festlich und
beflügelt. Sie sind funkelnde Zierde.»
Eduard Hüttinger