gestiver Wirkung gesteigerte, gespenstische und im exakten
Wortverstand un-heimliche Stimmung des Werkes. Es ist jene
Stimmung, die auch Giacomettis Plastiken anhaftet, diesen
zu geisterhaften Schemen und verlassenen Zeichen ein-
geschrumpften, linear verdünnten, von der Macht des Raumes
ausgezehrten Figuren.
Die Zeichnung umreißt die Erscheinung des Dargestellten
nicht in einer präzisen, den Körper gestalthaft bestimmenden
Weise als einhegender Kontur; vielmehr manifestiert sie sich
als scheinbar sinnlose, aber ungemein dichte Kritzelei «aus
spinnwebdünnen Strichen von einer stählernen Härte» (Jed-
licka), die in heftigstem Gegensatz steht zu dem, was man
«akademisches» Zeichnen nennt. Die körperbegrenzende
Schicht zeigt eine vieldeutige Offenheit; es ist, als ließe sie den
«Grund» überall in die menschliche Gestalt eindringen, die,
in perspektivischer Dehnung und Längung, resultierend aus
der maßstäblichen Spannung zwischen dem kleinen, wie in
die Ferne gerückten Haupt und den nahsichtig wahrgenom-
menen Knien und Händen, dennoch die Oertlichkeit domi-
niert — ins Symbolische gesteigerte großartige Veranschau-
lichung von «existentieller» Gefährdung, Bedrohung der Ge-
stalthaftigkeit und gleichzeitigem heroisch gefaßtem Behaup-
tungswillen.
Ist der «Diego» insofern der Ueberlieferung der abend-
ländischen Porträtvorstellung verbunden, als es sich immer
noch um das erkennbare «physiognomische> Abbild einer
bestimmten Person handelt, so wird in der «Esquisse» von
1957 (Oel auf Leinwand, 73X60 cm, bez. u. r.: Alberto Gia-
cometti 1957) selbst das fragwürdig. Ueber den untern Bild-
rand taucht, wiederum eingeschlossen von einem gemalten
Rahmen, die Halbfigur eines Menschen auf. Sie ist überspült
von. einem dunkelgrauen Schattenschlag, der von außerhalb
jäh und unvermittelt auf die Bildfläche fällt, ihm fast bis zum
Ausgelöschtwerden preisgegeben, so daß sie zur schattenhaften
Flächenprojektion wird. In solcher Konstellation erreicht das
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