druck des Bildes bestimmen, sondern man suchte den Ausdruck durch die
Formen und Farben. Redon ging ihnen darin mit seinen neuen Gestal-
tungsmitteln der «flächenhaften Raumvorstellung» und der «dekorati-
ven Ausbildung der Arabeske» voran®.
Das Pastell « Beatrice» — um 1905 entstanden® — gehört in Redons zweite
große Schaffensperiode. Bis ungefähr 1890 brachte er seine dämonischen
Gestalten und unheimlichen Gesichte fast ausschließlich in Kohlezeich-
nungen und Schwarz-Weiß-Lithographien zum Ausdruck. Erst im letzten
Jahrzehnt des 19.Jahrhunderts gelang ihm der Durchbruch zur Farbe,
die er dann bis an sein Lebensende zu immer reicherer Entfaltung und
zauberischer Wirkung führte. Blumen, Frauengesichter, Venusgestalten,
der Sonnenwagen Apollos und die wunderbare Vielfalt der Meeresfauna
waren von nun an seine bevorzugten Themen, die er immer wieder vari-
jerte.
Auch das Motiv des Frauenprofils mit Blumen unter einem Gewölbe-
bogen wurde häufig abgewandelt. Das Frauenprofil geht auf die engli-
schen Präraffaeliten und die frühen Italiener zurück. Redon bewunderte
vor allem Leonardo da Vinci. Er war für ihn, zusammen mit Rembrandt,
der größte Künstler, «le sommet du beau dans son expression la plus
essentielle? ». Er liebte besonders seine Zeichnungen, die — wie er 1903
in seinem Tagebuch schrieb — «comme une essence de vie, une vie ex-
primee par des contours autant que par des reliefs » seien®, Es verwundert
also nicht, daß sich Redon für die Gestaltung der idealen Schönheit ganz
bewußt an Leonardo anlehnt. Als Marius und Ary Leblond 1907 eine
Studie über Redons Blumenbilder veröffentlichten, begeisterte ihn unter
anderem ihre Formulierung: «une Beatrice A sourire de Joconde», die
sich möglicherweise auf unser Pastell bezieht?.
Von dem dunklen Antlitz, das wie eine Vision auftaucht, geht etwas Ge-
heimnisvolles aus. Durch die reine Profilansicht wird ein unmittelbarer
Kontakt mit dem Betrachter vermieden, so daß die Gestalt unnahhar er-