sich aufgrund der Tatsache an, dass die Bibliothek des
Kunsthauses keine Freihandbibliothek ist, sondern mit
den Compactus-Schränken ein geschlossenes Magazin
besitzt, dessen Bestände für den Besucher nicht zugäng-
lich sind. Die neue Einteilung in sechs Formate erwies
sich als eine äusserst platzsparende Massnahme, die
zudem im Hinblick auf die Pflege der Bücher von Vorteil
ist. Gleichzeitig wurden die Zeitschriftenbestände mit den
unterschiedlichsten Signaturen auf die Periodika-Signatur
«Per» vereinheitlicht und umkatalogisiert. Die immer
wichtiger und dicker gewordenen Ausstellungskataloge
werden seit 1975 wie Bücher bearbeitet. Von jeder Titel-
aufnahme wird im übrigen eine Katalogkarte nicht nur an
die Zentralbibliothek Zürich geschickt, sondern auch an
die Landesbibliothek Bern, so dass unsere Bibliothek
gesamtschweizerisch zur Verfügung steht. Der neue Lese-
saal war geräumig genug, um eine vergrösserte, in zehn
Sachgruppen unterteilte Handbibliothek einzurichten,
die ständig durch Lexika, Handbücher, neueste Bibliogra-
phien und ikonographische Nachschlagewerke erweitert
wird. Auch die Kataloge der laufenden Ausstellungen, die
wir von allen grösseren Museen und Kunstinstituten im
Schriftenaustausch erhalten, sowie die Neuerwerbungen
und die neuesten Nummern der abonnierten Zeitschrif-
ten können seitdem zur Einsicht aufgelegt werden. Im
hinteren Teil des Erdgeschosses konnten wir eine Buch-
Linderwerkstatt einrichten, die es unserem Buchbinder
erlaubt, die durch häufige Benutzung beschädigten
Bücher zu reparieren oder neu zu binden sowie die Passe-
partouts für die Graphische Sammlung zu schneiden.
Nach der Reorganisation haben wir unsere Ankaufs-
politik auf Literatur zu Malerei, Plastik und Graphik des
19. und 20. Jahrhunderts konzentriert, wobei wir das
Schwergewicht auf die aktuelle Kunst gelegt haben. Unser
besonderes Augenmerk galt den Bereichen Kunsttheorie,
Kunst und Gesellschaft, Kultur- und Mediengeschichte
sowie den Euvre- und Sammlungskatalogen. Der regel-
mässige Katalogaustausch mit den wichtigsten internatio-
nalen Museen ergänzt unsere Erwerbungen. Mit unserer
neuen Ausrichtung hängt wohl auch die seit einiger Zeit
beobachtete Veränderung der Benutzerstruktur zusam-
men: es kommen immer mehr jüngere Leser zu uns, rund
die Hälfte der Bibliotheksbenutzer sind heute Studenten,
Assistenten und Dozenten der Universität, der ETH und
der Schule für Gestaltung.
Unter den zahlreichen Schenkungen, die wir im Laufe
der Jahre entgegennehmen durften, nimmt die Bibliothek
von Professor Leopold Ruzicka mit rund 600 Einheiten
einen besonderen Platz ein. Herausragende Geschenke
waren ausserdem die umfangreiche Picasso-Bibliothek
von Georges und Jenny Bloch mit circa 440 Büchern und
Katalogen sowie die Jahrgänge 1901-1912 der neben dem
Simplicissimus wichtigsten satirischen Zeitschrift zu
Beginn des 20. Jahrhunderts «Assiette au Beurre», die wir
vom Migros-Genossenschaftsbund erhielten. Die Erben
der Tänzerin Suzanne Perrottet überliessen uns den Nach-
lass mit Photographien, Dokumenten, Briefen und insbe-
sondere den Zeichnungen von Rudolf Laban. Frau Lucie
Glarner schenkte uns den gesamten dokumentarischen
Nachlass von Fritz Glarner. Zahlreiche Geschenke, vor
allem von Herrn Dr. h. c. Hans Bolliger, bereicherten
unser im Laufe der Jahre aufgebautes einzigartiges Dada-
Archiv.
Sowohl in der Bibliothek als auch in der Graphischen
Sammlung wurden im Laufe der Zeit die Aufgaben erwei-
tert, so dass der Personalbestand erhöht werden musste.
Die Arbeit unserer Hauptbibliothekarin, Frau Susanne
Häni, besteht heute nicht mehr nur im Inventarisieren
und Katalogisieren von Büchern und von Ausstellungs-
und Sammlungskatalogen. Viel Zeit wird aufgewendet für
die Betreuung der Besucher, das Auskunftwesen, die Lite-
ratursuche für Leser und für Ausstellungen im Kunsthaus,
die Kontrolle des Schriftenaustausches sowie für die
Inventarisierung und Katalogisierung unserer umfang:
reichen Archive (Dada, Junghanns, Perrottet). Hinzu
kommt die Betreuung der bei uns integrierten Bibliothek
der Stiftung für die Photographie. Ausserdem ist es den
Bibliothekarinnen ein Anliegen, die Neuerwerbungen
dem Publikum möglichst rasch zugänglich zu machen.
Rückblickend auf die letzten 20 Jahre kann man feststel
len, dass die Kunsthausbibliothek heute eine der wichtig:
sten Fachbibliotheken der Schweiz ist.
Ursula Perucchi-Petr