Volltext: Jahresbericht 1995 (1995)

Rauminstallation zu realisieren. Die Ausstellung thema- 
tisierte nicht den Raum an und für sich, sondern war 
vielmehr eine individuelle Auseinandersetzung der ein- 
zelnen Künstlerin mit begrenzten Räumen, «eine 
raumverändernde Reise der Künstlerinnen und die 
bewusstseinsveränderte Reise der Besucherinnen und 
Besucher» (Brigitta Malche), die mit unterschiedlichen 
Medien interpretiert wurde. Hilde Röthlisberger, seit 
Jahren als Installationskünstlerin bekannt, befasste sich in 
«Ambiente, eine Raumwanderung» - angeregt durch ver- 
lassene Hinterhöfe in Venedig - mit Fotografie und deren 
Verfremdung, wahrend Romi Fischer in ihrer Arbeit 
«KON» mit den Medien Plastik und Tafelbild auf die äus- 
sere und innere Begrenztheit reagierte. Marion Strunk 
deutete in subtiler Weise einen Raum an, indem sie archa- 
isch anmutende Bilder in Kreidetechnik gefundenen 
Objekten gegenüberstellte. Mit dem Medium Video setzte 
sich die Zürcher Künstlerin Ursula Schertenleib in ihrer 
mit «Raum -— Freiraum —- Grenze» betitelten Rauminstalla- 
tion auseinander. Ihren Ausstellungsraum unterteilte sie 
in zwei Raume, die je nach Betrachter oder Betrachterin 
in unterschiedlicher Weise erlebbar wurden. Die St. Galle- 
rin Regz Müller beschäftigte sich in ıhrer Arbeit «Konstel- 
lationen» mit Himmel und Erde und hielt die 88 ver- 
schiedenen Sternbilder auf Holzplatten in Siebdruck fest, 
die sie dem Sternenhimmel der Nordhalbkugel als Relief- 
wand gegenüberstellte. DT 
Vokabulars (Serien, Texte, Montagen, Collagen, Pola- 
roids, Videobilder usw.) machen ihn zu einem der inno- 
vativsten Bilderfnder dieser Jahre und Erneuerer der 
photographischen Mittel. 
Im ersten Raum des Erdgeschosses zeigten die bis zur 
Publikation «Black White and Things» (1952) gemachten 
frühen Photos einen noch der europäischen Tradition ver- 
hafteten, das poetische Einzelbild des beiläufigen Alltag: 
lebens suchenden Strassenphotographen. Der stilistische 
Bruch erfolgte mit der epochalen Recherche «The Ame 
ricans» (1955/1956), die als Photobuch mit einer Einlei 
tung von Jack Kerouac das Lebensgefühl einer ganzen 
Generation im Aufbruch spiegelte. Nach einem langen 
Unterbruch, welcher dem experimentellen Film Raum 
gab, kehrte Frank nach der Übersiedlung nach Mabou, 
Nova Scotia, zur Autoren-Photographie zurück, in deren 
Zentrum jetzt ganz die eigene Lebensbewältigung steht. 
So radikal subjektiv sie indessen ist, ist sie ob ihrer «Wahr- 
haftigkeit» allgemein gültig und verständlich. 
Die von der SKA unterstützte Ausstellung und das im 
Scalo-Verlag erschienene Katalogbuch machten einen 
Photomythos lebendig und mehr: Robert Franks Bot- 
schaft kam auch in seiner Vaterstadt an. So beschenkte eı 
die Schweizerische Stiftung für die Photographie mit 
35 «vintage prints», die einen Überblick über seine ganzen 
Schaffensjahre geben. GM 
Alexander Hahn 
Robert Frank 
Die von der National Gallery Washington aufgrund einer 
Schenkung des Archivs des Photographen konzipierte 
Ausstellung «Moving Out» zeigte 160 Werke des 1924 in 
Zürich geborenen, in den USA berühmt gewordenen 
Künstlers. Sie verzeichnete einen ungewöhnlichen Publi- 
kumszuspruch, der wohl ebenso von der beunruhigenden 
wie berührenden Botschaft Franks ausgelöst wurde wie 
von der exemplarischen Vita und der starken Präsenz des 
Autors an der Eröffnung. Franks radikale Zuwendung zu 
seiner inneren Biographie anfangs der siebziger Jahre und 
die damals verbundene Ausweitung seines gestalterischen 
Die Zürcher Kunstgesellschaft vergab ihren diesjährigen 
Preis für «Junge Schweizer Kunst» erstmals an einen 
Vertreter des Mediums Video. Zum Preis gehört tradi 
tionellerweise eine Einzelausstellung im Kunsthaus sowie 
eine Publikation. Statt eines klassischen Ausstellungs- 
katalogs hat der 1954 in Rapperswil geborene und zurzeit 
in Warschau lebende Alexander Hahn das Künstlerbuch 
«Personal Records» und eine gleichnamige Edition (25 Tin- 
tenstrahldrucke in einer Holzkassette) geschaffen. Die 
Ausstellung in den verdunkelten Erdgeschossräumen des 
Kunsthauses bot die Gelegenheit, den fünfteiligen Zyklus 
«The Kircher Itinerary» (bestehend aus: The Bernoulh
	        
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