Volltext: Jahresbericht 1997 (1997)

RESTAURIERUNG 
Bei den Restaurierungsarbeiten stand die Fertigstellung 
jener Objekte im Vordergrund, die in der Ausstellung 
«Von Claude Lorrain bis Giovanni Segantini, Gemälde- 
oberfläche und Bildwirkung» mit einer Restaurierungs- 
probe oder einer Teilreinigung vorgestellt worden waren. 
Nur Johann Heinrich Wüests «Komponierte Landschaft 
mit Vieh» soll als Demonstrationsobjekt in dem Muster- 
zustand belassen werden, da sich an diesem Gemälde der 
ganze Fragenkomplex der Gemäldereinigung eindrück- 
lich zeigen lässt. Die Aufgabe eines Museums besteht 
ebenfalls im Darstellen von Restaurierungsfragen. 
Das «Portrait Albert Wolff» von Edouard Manet hat 
durch die vollständige Abnahme des später angebrach- 
ten Firnisses den falschen Altmeisterspeck hinter sich 
gelassen und zeigt heute dem Museumsbesucher in 
silberner Durchsichtigkeit die überraschend spontane 
Pinselschrift des grossen Meisters. Als unbegründet er- 
wiesen sich die anlässlich des Restauratorenkolloquiums 
geäusserten Bedenken, dass sich die Trennlinie zwischen 
dem gefirnissten Teil und der zur Veranschaulichung frei- 
gelegten Partie abzeichnen könnte. 
Im «Selbstbildnis mit Geige» von Johannes Lingel- 
bach machte der Kunstharzfirnis die dunklen Partien 
schwer lesbar. Auch dieser Firnis wurde restlos ab- 
genommen und die kleinen Retouchen ersetzt. Den 
Fensterausschnitt, der bei der vorangehenden Restau- 
rierung gesamthaft mit einem leuchtenden Blau über- 
malt war, beliessen wir im originalen Grauton. Durch 
das Auftragen eines Naturharzfirnisses treten nun die 
tonalen Abstufungen als raumgestaltende Faktoren in 
Erscheinung. 
Beim «Waldbach» von Corot, der ursprünglich für die 
Ausstellung vorgesehen war, ergab sich bei der Restaurie- 
rung ein Problem. Das Bild war, wie alle Ölstudien des 
Künstlers, ursprünglich nicht gefirnisst, wie der direkt 
auf der Ölfarbe liegende Nachlassstempel der «Vente 
Corot» beweist. In der Folge wurde das Blatt auf eine 
Leinwand aufgezogen und mit einem schwer löslichen 
Walnussöl überzogen. Dieser Firnis verband sich so sehr 
mit der Farbe, dass er sich nicht mehr ganz aus der 
Struktur der Farbe entfernen liess. Um der ursprüng- 
lichen Wirkung nahe zu kommen, mattierten wir den 
Glanz mit gebleichtem Bienenwachs. - Die Restaurie- 
rungen der Gemälde von Claude Lorrain «Pastorale mit 
Konstantinsbogen» und Claude Monet «Le parlement, 
coucher de soleil» schliesslich können erst im nächsten 
Jahr fertig gestellt werden. 
Von dem Ende 1996 von Frau Staehelin geschenkten 
Gemälde Vuillards «Annette et Jacques Roussel ä table» 
nahmen wir einen nicht originalen, vergilbten Firnis 
ab, der sich auch aus der Struktur des Kartons lösen liess. 
So konnte die originale Wirkung weitgehend zurück- 
gewonnen werden; das durch die Gardinen gestreute 
Bildlicht vermag sich wieder voll zu entfalten. 
Bekanntlich konzipierten die modernen Künstler ihre 
Gemälde meistens ohne Firnis. Hingegen gehören zu 
den ausgeführten Gemälden alter Meister Naturharz- 
firnisse, die in ihrer Lösung bereits gelblich sind. Farb- 
lose Firnisse sind ein Produkt der letzten Jahrzehnte; 
sie sind auf den alten Gemälden fehl am Platz. Firnisse 
wurden nicht selten zusätzlich gefärbt, um dem Bild 
eine verbindende Tonalität zu verleihen. Bei Angelika 
Kauffmanns Portrait von Winckelmann beliessen wir 
den bestehenden, leicht gegilbten Firnis, auf welchem 
wir die Lasuren retouchierten, die bei einer früheren 
Restaurierung beschädigt worden waren. Durch dieses 
Vorgehen wurde die ursprüngliche Modellierung des 
Gewandes mit einfachen Mitteln wieder hergestellt. PP 
Konservatorische Verantwortung bei Ausstellungen 
Beim Aufbau von Ausstellungen stellt sich immer wie- 
der die Frage, wie weit unsere konservatorische Verant- 
wortung gegenüber den Objekten und den Leihgebern 
gehen muss und gehen kann. Dass das Museum tadel- 
lose Klima- und Lichtverhältnisse und eine professio-
	        
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