Volltext: Jahresbericht 2006 (2006)

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Re por t agefo tografie, kippt die formale und technische 
Nonchalance bei Ruscha ab den 60er Jahren ins Ge gen- 
teil: ins Distanzierte , Objektivie r ende. Seine fo togra- 
fis che Arbe it orientie rt sich nun am Ge brauch der Foto- 
graf ie in den Wissenschaften oder der Strafver f ol gung: 
nüchternste, teilnahmslose Dokumentation des pur 
Faktischen, welche gerade durch ihren Verzicht auf 
gefühl voll e Effekte und durch ihre serielle methodische 
Str enge eine neue Ebene der Ausdruckskraft erlangt. 
Zwischen 1963 und 1968 entstanden dann s echzehn 
kleine, textlose Fotobüchlein, in denen R uscha die 
Fotografie in idealer Weise für seine küns tl erischen 
Intentione n nutzbar zu machen wusste. Die Bücher, 
deren Titel immer schon lak onisch den gesamten 
Inhalt angeben (T w entysix Gasoline Stations; Some Los 
Angeles Apartments etc.), brechen mit allen T radit i- 
onen des Fotobuchs. Es geht nämlich darin nicht um 
die Qualität der einze lnen Aufnahmen. Durch die Mittel 
der Serie, durch Monotonie und W iederholun g präsen- 
tier en sie die Architektur der s tädtischen Landschaft 
Südkal i f orniens, mit der sie sich meist befassen, auf 
rätse lhafte , zw eideutige Weise: zum einen als schlic h- 
te T atsachensammlung, gleichzeitig als eine Reihung 
geheimnisvoller Ready-mades. 
Die Ausstellung in den Sammlungsrä u me n des Erd- 
geschosses und im anschlies sende n Ber eich des ersten 
Obergeschosses zeigt e ers tmals in Europa in umf as- 
sende r Weise Ruschas fotografisches Werk. Sie wurde 
kurat iert von Margit Ro well und entstand in Zusammen- 
arb eit mit dem Whitney Museum of American Art, New 
York. Sie wurde von der Banca del Gottardo unterstützt. 
 TB 
Bilderwahl! Gefrorene Augenblicke 
Von Vallotton bis Hubbard/Birchler 
«Strip ping» hiess die Siegerfotografie der Bilder- 
wa hlaus stellung 2006. Das Künstlerpaar Teresa Hub- 
bard/Alexander Birchler zeigt in dies em rätselhaften 
Werk eine in sich gekehrte Frau in einer St immung 
des angespannten W arte ns. Dabei ist eine bis aufs 
Äus se rste stilisierte Szenerie von ausserordentlicher 
atmo sphärischer Dic hte entstanden. 
Gastkuratorin Linda Schädler zeigte in ihrer Aus- 
stellung, dass eine vergleichbare Beschäftigung mit 
der Dars tel lung der Frau, dem angehaltenen Mo ment 
und dem Bühne nhaften weit in die Kuns tgeschic ht e 
zurückreicht. Ihre stärkste A usprägung fand sie zwi- 
schen 1890 und 1920 – w enige J ahrzehnt e, nachdem 
Gustave Fl aubert und ander e Schr ifts tell er begonne n 
hatten , sich mit Stoffen aus dem zeitgenös sischen All- 
tag auseinanderzusetzen. 
So wurden vier F o tografien von Hubbar d /Birchler 
Gemälden von Edvar d Munch, Félix Vallotton, Mario 
Siro ni und Nikla us Stoecklin gegenübergestellt. 
Gemeinsam ist allen Werken, dass sie sich durch eine 
ausgeprägte Sti l isierung und Inszenierung a uszeich- 
nen, was dazu f ührt, dass man die Werke als Darstel- 
lungen eines angehaltenen Moments wahrnimmt – 
eines Schwebe zus tands, der eine fast schon quälende 
Stille ausdrückt. 
Ein Kulturengagement der A lbers & Co. AG 
LS 
Hommage à C ézanne 
Die Rückkehr der «M ontagne Sainte-Victoire» und 
unserer Aquarelle von der Cente nar-Aus s te llung in 
W ashingto n und Aix-en-P r ov ence sowie der Neu- 
zugang bedeutender Werke Cézan nes als l ängerfristige 
Leihgaben ver anlas sten uns, ausser Programm eine 
kleine «Hom mage à Céz anne» zu veranstalten. Zu den 
Werken im Kunstha us kamen wertvolle Leihgaben aus 
den Sa mmlungen von Walter F eil chenf eldt, W erner 
Berggruen und weiterer lokaler Kunstfreunde. In den 
vier Kabinette n im zweiten Obergeschoss konnten mit 
zehn Gemä lden, zwei Dutzend Aquarellen und ein paar 
Zeichnungen alle wesentlichen Aspekte der Kunst 
Cézanne s ev oziert werden. ChK
	        
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