Volltext: Jahresbericht 2008 (2008)

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Arbeitsbedingungen und künstlerischen Auffassungen 
ihrer Zeit zur Anschauung gebracht. – Herr Christof 
Burckhardt schenkte uns eine Skulptur von Ödon Koch 
aus dem Nachlass seiner Eltern; Ernst Burckhardt 
gehörte zu den fortschrittlichen Architekten, der u.a. 
das Corso umbaute, für dasMax Ernst sein grosses 
Wandbild malte, und das Freibad Letten schuf,in dem 
Koch eine grosse Mauer plastisch gestaltete. 
Der Ausleihverkehr war mit 226 Gemälden und 
Skulpturen und 87 Werken auf Papier ungewöhnlich 
lebhaft; die Restauratoren und die Grafische Samm- 
lung berichten dazu Näheres. Im Vordergrund standen 
die Schweizer «Klassiker»: die Hauptwerke Segantinis 
in der mit der National Gallery in London organisier- 
ten Ausstellung über den italienischen Divisionismus, 
je fünfzehn Gemälde und Grafiken Vallottons in unse- 
rer Retrospektive, die von der Kunsthalle Hamburg 
übernommen wurde. Die reich beschickte Ausstellung 
«Ferdinand Hodler – eine symbolistische Vision» im 
Kunstmuseum Bern bot Anlass für die Restaurierung 
des «Tages», so dass die drei Fassungen im Origin al 
nebeneinander studiert werden konnten. Die Buda- 
pester Station hingegen wurde mit einer repräsenta- 
tiven Auswahl von Entwürfen zu den Historienbildern 
ergänzt. Beherrschend und arbeitsintensiv aber waren 
die Ausleihen umfangreicher Bestände von Werken 
Alberto Giacomettis. Im Frühjahr gingen 25 Werke an 
die von Felix Baumann kuratierte Doppelausstellung 
Cézanne/Giacometti, die viel besuchte Jubiläumsver- 
anstaltung des Louisiana Museums bei Kopenhagen. 
Im Herb st folgte die seit langem von Frau Antono- 
va gewünschte Retrospektive im Puschkin Museum 
in Moskau und der St. Petersburger Ermitage, die 
gemeinsam mit der Fondation Beyeler organisiert wur- 
de und vierzig Leihgaben der Alberto Giacometti-Stif- 
tung und des Kunsthauses enthielt. Dem Besuch von 
zwölf Skulpturen Giacomettis im Ägyptischen Museum 
Ber lin wird 2009 der Gegenbesuch von Hauptwerken 
ägyptischer Kunst in Z ürich folgen. 
DamitsindwirbereitsbeidenGeschenken–zu 
zahlreich fielen dieses Jahr die kleineren Erwerbun- 
gen aus dem aktuellen Kunstgeschehen aus, um sie 
hier einzeln zu würdigen. Dank der Zuwendung der 
Hulda und Gustav Zumsteg-Stiftung konnte das quasi 
unbekannte frühe Gemälde «Virginal printemps» von 
Maurice Denis erworben werden, eine Trouvaille, die 
sicher ganz dem Geschmack des feinsinnigen Samm- 
lersundMäzensmitseinerVorliebefürdieNabisund 
die Blumen entsprochen hätte. Diese Künstlergruppe 
ist im Kunsthaus bekanntlich mit Hauptwerken von 
Bonnard und Vuillard gewichtig vertreten, doch fehlte 
ein Bild, das ihre symbolistische Dimension und deren 
Bedeutung für die Ausbildung der abstrakten Kunst 
verdeutlicht hätte. Zugleich ergi bt sich eine erhellende 
Beziehung zu den gleichzeitigen Figurenkompositio- 
nenvonFerdinandHodler,dievon der gleichen Pariser 
Gedankenwelt inspiriert sind. 
Als Legat von Frau Margareta Schulthess-Wart- 
mannist mit der «Alp im Engelbergertal» ein bedeuten- 
des frühe s Gemälde von Rudolf Koller ins Kunsthaus 
zurückgekehrt, das bereits im Entstehungsjahr 1854 
erworben wurde – der kostbarste Ankauf, den sich 
die Künstlergesellschaft bis dato geleistet hatte. 1966 
veräusserte man es zusammen mit ein paar anderen 
Bildern zur Finanzierung des «Grand intérieur aux six 
personnages», das Hauptwerk Vuillards, das dieser 
Vallotton schenkte und das sich René Wehrli keines- 
falls entgehen lassen wollte. – Von dem begabten, 
aber jung verstorbenen Arnold Steffan, dem Sohn des 
bekannten Alpenmalers Gottfried Steffan, vermachte 
uns Frau Rosa Anderegg das reizvolle, 1870 in Mün- 
chen gemalte Selbstbildnis: Flöte spielend sitzt der 
Künstler im charakteristisch ausgestatteten Atelier; 
auf der Staffelei steht eine Landschaft im Geschmack 
derEcoledeBarbizon,anderWandhängteineRepro- 
duktion der «Steinklopfer» von Courbet. Wie in den 
ähnlichen Darstellungen von Johann Lingelbach (1 650) und Johann Caspar Weidenmann ( 1836) sind hier die
	        
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