Volltext: Almanach der Freien Zeitung (1918)

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von nun an nicht mehr einen Vorrat an Waffen, 
sohdern ein zum Arsenal urnge schaffenes Laüd, in 
dem alle Unhewehrten Rüstung schmieden. Rüstung 
aber besteht aus jedem erdenklichen Stoff, den die 
Erde erzeugt.“ Also: „Mobilmachungspläne für den 
wirtschaftlichen Felldzug“ und den kommenden Krieg. 
Denn der heutige Krieg, „wie er auch ansgehen mag, 
wird keiner einzigen Macht ihre letzten Wünsche 
stillen, ja nicht einmal einer einzigen ihre Opfer voll 
ersetzen. Wohl aber werden zu den alten Haßgefühlen 
neue, durch Schuldfragen geschärfte, erwachen. Der 
Nationalismus erwacht nicht nur neu auf politischem, 
sondern vor allem auf wirtschaftlichem Gebiet.“ 
Der Weg des Willens. 
Vom deutschen Volk rühmt Herr Rathenau wie 
von einem Rennpferd, daß es „bis an die äußerste 
Grenze der Kraft jede geforderte Leistung hergibt“. 
„Pflichtbewußtsein ist nicht der Ausdruck dieses Ver 
hältnisses, noch weniger ist es blinder Gehorsam, weil 
freie Neigung mitspricht, am nächsten ist es kindlicher 
Folgsamkeit verwandt“. Wir wissen es, leider. In 
einem solchen Volke ist jede Mystifikation, sogar ein 
Walter Rathenau möglich. Denn man lasse sich nicht 
täuschen; er mystifiziert so bewußt, wie er im Früh 
jahr 1915 in einer Halle der A. E. G. die Leichenfeier 
seines Vaters zelebrierte. 
Rathenau weiß: „Der Mangel an Stabilität, die 
Leberraschungsgefahr, die aus plötzlich auftretenden, 
undurchsichtigen uhd undurchdachten Zielen entsteht, 
verbunden mit stärkster militärischer Macht, feudaler 
Atmosphäre und der fast widerstandslosen Lenksam 
keit eines vertrauensseligen Volkes: das ist die Gruppe 
der Voraussetzungen, die unsere Gegner mit dem 
Namen Militarismus bezeichnet haben.“ Doch das hin 
dert ihn nicht, diese Mächte für seinen Ehrgeiz aus 
zubeuten und dadurch die Nation weiter zu verdäch 
tigen. Er weiß: „in Europa leben heute wohl tausend 
Menschen, deren Augen sehend geworden sind. Sie 
tragen in sich den Maßstab einer neuen Wertung und 
mehr: ihnen ist der verhängnisvolle Blick verliehen,
	        
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