Volltext: Ein Künstler, ein Leben, ein Werk

abstirbt, entstehen jene Bereiche, in denen die Versteinerungen 
anfangen (Manierismus), oder die Mode, die der Zeit gehört, 
die Mode, die sich fett macht an der schöpferischen Speise. 
Und gewöhnlich eine Verdünnung ist der künstlerischen Kühn- 
heiten, die an sich eher Empörung und Abwehr hervorrufen. 
Denken wir an die letzten Großen! Z.B. an die Umstrittenheit 
Cezannes, der ein wahrer Prophet der neuen Weltanschauung 
ist, der erste große Weltbürger unseres Erdballs. Noch nicht 
begriffen in seinen Abstraktionen und Kompositionen, erst be- 
jaht an der Peripherie seines eigentlichen Wesens, dort, wo er 
von der Tradition herkommt. Bei ihm ist es das Gesetz, das 
vom Blute seines Temperaments durchpulst ist. Es sind keines- 
wegs «Naturausschnitte», sondern für den, der es sieht, span- 
nende Kompositionen. — 
Ein ganz großes Erlebnis war mir die vom Kunsthaus ver- 
anstaltete Füßli-Ausstellung — ich fühlte mich in meinem Ele- 
ment. — Rätselhaft ist mir nur, daß man jahrzehntelang einen 
so ganz großen Maler einfach übergehen konnte. Vielleicht ist 
es nicht ohne Bedeutung, daß er mir gerade in diesem Alter 
begegnete. Ich hatte schon hie und da Bilder von Füßli gesehen 
und sie gefielen mir, aber ich hatte keine Ahnung von der gro- 
ßen europäischen Bedeutung dieses Meisters. Ich glaube, er 
wurde im richtigen Zeitpunkt zur Erscheinung gebracht. Das 
ist ein Künstler, der von der heimischen Landschaft zur großen 
Welt durchgedrungen ist. Ich freue mich, ihn meinen Lands- 
mann zu nennen und im engern Sinn einen Zürcher. — 
Ein gutes Bild ist wie ein Trost und wird seine Kraft aus- 
strömen für den, der Zugang zu ihm findet. Es ist wie das 
Wort Gottes, das aufbauende Elemente besitzt und den Men- 
schen leuchtet. — Das Zentrum der Kunst scheint mir das Ge- 
wissen zu sein, das immer wieder zur Wahrheit führt, wenn 
sie auch Stückwerk ist. Und je schöner die Mittel und die Be- 
wußtheit werden oder sind, die zu dieser Wahrheit führen, um 
so klingender und schöner werden die Werke sein. — 
Hermann Huber
	        
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