«I \iese Ausstellungswut! — Schon ist kein Bild mehr
L/ in den öffentlichen Galerien seiner Stätte sicher, ob
gleich es dadurch ja permanent ausgestellt ist — jedermann
leicht zugänglich ist. — Auch dies Herumzerren wohl-
bekannten Kunstgutes wird damit entschuldigt, daß es
der Kunsthistorie zur Vergleichung geboten werden müsse,
— denn nur aus dem direkten Nebeneinander lasse sich
ein Urteil fällen; als ob es so notwendig wäre, daß immer
wieder Urteile gefällt, immer wieder Richterles gespielt
werden müsse. Wer nicht die Fähigkeit hat, den Eindruck
eines Kunstwerkes solang in sich aufrecht zu halten, wäh
rend er von einer Stadt zur andern reist, hat überhaupt
nicht zu richten. — Der wahre Kunstfreund wird die Werke
lieben und nicht bekritteln wollen. — Es schließt kaum
etwas in allen Dingen sich gegenseitig so aus, als Liebe
und Kritik.» (Herbst des Lebens, S. 159.)
Hans Thoma hat in diesem Frühjahr, dem fünfund
achtzigsten seines reichen Lebens, der Schweiz gegenüber
Gnade vor Recht ergehen lassen, oder er glaubt uns ohne
weiteres, daß wir seine Bilder nur lieben, nie bekritteln
wollen. Er hat das Museum seiner Stadt Karlsruhe der
vielen und bedeutenden Werke, die es von ihm besitzt, fast
völlig beraubt, um sie nach Basel und Zürich an die Aus
stellung gehen zu lassen, hat sein eigenes Haus geleert und
ringsum in den Rheinlanden seine Freunde mit dem Ge
wicht seines Wunsches veranlaßt, seinem Beispiel zu folgen.
Für Zürich allein hat er noch einmal weiter im Reich
herum angeklopft, bei Privatleuten und auch bei mehre