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Weiter sind nodi verschiedene spezielle Museen
vorausgesehen, z. B. ein Museum für das Buch. Die
Kunst der Gegenwart soll gefördert werden, indem
der Regierung die Pflicht obliegt, durch Aufträge für
Neubauten, oder für Dekorationen und Einrichtungen
öffentlicher Gebäude die Künstler zu betätigen.
Außer dem obengenannten Vorsitzenden gehörten
zu der Kommission als zweiter Vorsitzender der
neuernannte Direktor des Ryksmuseums F. Schmidt
Degener, als Sekretäre Dr. C. Hofstede de Groot,
Prof. Dr. W. Martin und P. Visser und als Mit*
glieder C. W. H. Baard, Jhr. H. Teding van Berk*
hout, Dr. A. Bredius, S. de Clercq, Dr. H. van Gelder,
Dr. J. H.Holwerda, C. G.'tHooft, Dr. H.H.Juyn*
boll, W. M. Martens, A. W. H. Mensing. Mr. Dr.
S. Müller Fzn., M. van Nolten, Jhr. B. W. F. van
Riemsdyk, T. B. Roorda, Prof. Dr. J. Six, Prof. Dr.
JanVeth und Prof. Dr. W. Vogelsang.
Marie Tak van Poortvliet.
AMERIKA
Arthur Edwin Bye. Pots and Pans or Still*
life painting. Princeton University Press.
Princeton. London: Humphrey Milford.
Oxford University Press.
Dieses Buch enthält ein äußerst gewissenhaftes
Studium der Stilleben-Malerei im allgemeinen und
speziell der holländischen. Abgesehen davon ist es
bedeutend, weil es anscheinend den Zweck hat, die
amerikanische Auffassung wiederzugeben von dem*
jenigen, was die Kunst nachstreben soll. Der Ver*
fasser meint, daß im Stilleben Und in dessen Hoch*
Schätzung das höchste Verständnis für Kunst liegt,
kommt aber, wo er anfängt die neuere Malerei zu
kennzeichnen, von Cezanne sprechend, zu der er*
staunlichen Äußerung, es sei hier nur ein Suchen nach
dem Horizontalen und Vertikalen vorhanden, dessen
Bedeutung er anerkennt, jedoch nicht zu den größten
geistigen Werten rechnet,- höhere sollten angestrebt
werden, hier fände sich nur rein Materialistisches vor.
Ein Beweis dafür sei zu finden in dem Umstande,
daß Cezannes Kunst zu abstrakten Theorien und
Diskussionen geführt habe. Der Verfasser meint,
es wäre besser, die alten Formen neu zu beleben, als
Neues'zu versuchen. Schließlich sieht er die Behanp*
tung, Amerika wäre das Land, wo die neue Kunst
geboren werden soll, bewahrheitet in der Anerken*
nung, die dem Stilleben entgegengebracht wird, sowohl
von den Malern als vom Publikum, Ein merkwür*
diger Unterschied liegt hier zweifellos vor zwischen
der Anerkennung, die dem Expressionismus in Eu*
ropa zuerteilt wird und der amerikanischen, welche
sich, wie hieraus folgt, nur auf die Materie an sich
bezieht und eben das Wesen, das die Materie belebt,
nicht zu beachten scheint.
Marie Tak van Poortvliet.
BÜCHER
Alfred Kuhn: Die neuere Plastik von 1800 bis
zur Gegenwart. Mit 82 Abbildungen. Delphin-
Verlag, München 1921.
Am Eingang steht der Klassizist Thorwaldsen. In
seiner Kunst protestiert nordisch-nüchterne Besonnenheit
gegen den launischen Überschwang des Barocks und Ro
kokos. Mit Rudolf Belling schließt das Buch,- die plasti
schen Gebilde dieses Künstlers sind Wucherungen eines
Formwillens, den man, um seine Gegensätzlichkeit zum
Klassizismus hervorzuheben, barock nennen darf. Ein
Schwanken zwischen Klassik einerseits und Gotik-Ba
rock andererseits — das bildet den Inhalt der Entwick
lungsgeschichte der Plastik seit 1800. Dies klar erkannt
und in seinem Buche eindringlich dargestellt zu haben, ist
ein Verdienst Kuhns, ein höheres noch aber finde ich in
seinen Charakteristen der führenden Persönlichkeiten und
ihres Schaffens. Mit wenigen, die Wesenszüge festhalten
den Strichen entwirft er ein lebendiges Bild von Mensch
und Werk. (Man beachte daraufhin besonders die Kapitel
über Rodin und Hildebrandt.) Die Akzente sind meinem
Empfinden nach im allgemeinen richtig verteilt. Nur
Hoetger erscheint mir etwas überschätzt, Scharff dagegen
nicht hinreichend gewürdigt. Einige Lücken möchte ich
aufzeigen. Es fehlen die Italiener Medardo Rosso, Mar
tini,- die Russen Kogan, Zadkine,- die Franzosen Laurens,
Lipschitz, und es fehlt der nicht nur für Österreich bedeu
tende Anton Hanak.
Aber die Hauptaufgabe: ein klärendes Buch über das
zu behandelnde Thema zu schreiben, ist mit kritischem
Gewissen, sprachlicher Vollendung und guter Sachkenntnis
gelöst worden. Man legt das vom Verlag schön aus
gestattete Werk mit dem Bewußtsein aus der Hand, ein
nützliches Buch gelesen zu haben. Leopold Zahn.
Anton Hanak. Von Max Eisler. Verlag Neuer
Graphik. Rikola-Verlag Wien 1921.
Es findet sich in dem Text des Büchleins die Behaup-
untg: »Niemals hat Österreich einen echteren eigneren