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Von Gottes- und Menschenrechten.
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arbeitete (so Bahr, Blei, Gerlach, Jaekh, Nordau und viele
andere). Ich bin sehr froh, einen alten Bekannten zu treffen und
er erzählt mir in kurzen Worten seine Geschichte. Da er ge
rade in diesen Tagen eine Artikelserie über Österreich publiziert,
lasse ich mich von ihm über dieses sein Lieblingsthema unter
richten, was doppelt interessant ist, weil ich dabei über Mazzini
manches mir Neue zu hören bekomme.
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Die Nummer 48 der F. Z. enthält eine Glosse von mir zur
Reformationsfeier. ,Eine radikale Lösung der politischen Frage 4 ,
heißt es darin, ,,ist nicht möglich ohne die Lösung der reli
giösen 4 . Über Münzer schrieb ich bereits 1914 in Berlin. Seit
dem begleitet mich sein Kupferstich, der auch jetzt, während ich
dies schreibe, vor mir hängt.
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2. X. Von den Serben und Kroaten, mit denen ich den Mittagstisch
teile. Seiner glühenden Intelligenz und seines Charakters wegen
gefällt mir besonders Tschokitsch. Wir haben gemeinsame Be
rührungspunkte in der russischen und französischen Literatur und
sind rasch Freunde geworden. Seine ganze Verehrung gilt Prof.
Masaryk, dessen Tätigkeit für die Befreiung der Tschechen er
mit Spannung in allen erreichbaren Journalen verfolgt. Es ist
rührend zu sehen, wie bei all diesen Leuten unsere Klassiker,
Herder und Grimm besonders, geachtet sind. Sie kennen unsere
klassische Literatur viel besser und in einem direkteren, prak
tischen Sinne als die meisten unserer Studenten. Unsere Philo
sophie hat ihr nationales Selbstbewußtsein gefördert; nun sie
ihre Selbständigkeit bis zum letzten Blutstropfen verteidigen,
erschlägt und erhängt man sie.