Volltext: Die Flucht aus der Zeit

Die Flucht zum Grunde. 
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ökonomisches Vermögen von großer Wichtigkeit. Höher steht 
der Wille, der die Vernunft zur Voraussetzung und zum Sprung 
brett hat. 
2. Den bildhaften Charakter des Erkennens konnte nur eine 
Zeit bestreiten, die entweder ihre Erkenntnis mit dem Erleben 
nicht mehr in Einklang zu bringen vermochte, oder deren sprach 
liche Formulierung vom Wesen der Dinge überboten und wider 
legt wurde. Die Trennung der Vernunft von den Gegenständen, 
diese antipoetische und grammatophobe Geistesrichtung, die in 
den Werken der Descartes, Spinoza und Kant triumphiert und 
bei Durandus im 13. Jahrhundert bereits vorgebildet ist, sie bringt 
eine Katastrophe besonderer Art herauf. Indem man das Wort 
von den Dingen trennte, entfesselte man die Natur in einer bis 
dahin unerhörten Weise, und indem man die Form von der 
Materie abzog, verlieh man der letzteren all jene urtümliche 
Monstrosität, der wir uns überall hilflos ausgeliefert und bis zum 
Blutschwitzen überantwortet sehen. 
3. Die symbolische Ansicht der Dinge dagegen, wie sie das 
frühe Mittelalter pflegte, ist ein Versuch, die prädikative Er 
fassung der Gegenstände zu umgehen. Man wollte nicht eigent 
lich die Dinge, sondern sich selbst in den Dingen erfassen. Das 
ist ein großer Unterschied. Ein furioser Realismus war dem 
Mittelalter dabei nicht fremd. Die Leute sind keineswegs nur 
Träumer gewesen; sie sahen den Dingen bis aufs Gerippe. Nur 
verzichteten sie auf die gebrauchsweise Ausschlachtung ihrer 
Beobachtungen. Sie waren hundertmal vornehmer als wir heute. 
Sie beobachteten zu anderen Zwecken als wir. Sie hatten Respekt 
vor den Erscheinungen sogar der Tiere und leblosen Gegenstände 
als vor Gotteswundern. Sie suchten ihre Analysen für die Seele 
statt für die Geldkatze nutzbar zu machen. Das Gold der Seele 
suchten sie zu gewinnen, nicht das der Börse.
	        
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