durch das sich klärende protestantische Prinzip religiös geistig sich vorbereitet, um
dann mit Notwendigkeit auch politisch-sozial zu seiner neuen Form zu gelangen.
Die große religiöse Renaissance der Germanen. Luther und die Refor
mation. politisch-sozial mit ihr gleichlaufend, geeint mit ihr in der gleichen
Wurzel die wachsende Bedeutung der Mark Brandenburg, Burggraf
Friedrich von Zollern. Dann der dreißigjährige Krieg: polarer Bildungsprozeß
in seiner bänglichsten Unruhe. Hie' Luther, hie' Kaiser (Oesterreich)! Aus ihr
hervor dann aber die beginnende Klärung der sozialen Polstellung: Die An
fänge Preußens, der nunmehr mit Entschiedenheit politisch gestellte Gegen
satz zwischen ihm, dem protestantischen, und dem kaiserlichen katholischen
Oesterreich. Friedrich der Große alsdann und die schlesischen Kriege.
wie eine Berufung eines neuen deutschen Kaisertumes und eine besondere
Förderung der polaren Entscheidung von außen her, alsdann der Ansturm
Buonapartes und des romantisch aufgefrischten alten lateinischen Imperialis
mus. Zum anderen Mal durch Louis Buonaparte. Der 7<)ger Krieg. Zuvor
durch den SSger Krieg Oesterreich und das katholische Kaisertum aus
Deutschland ausgeschieden. — Endliche Lösung der polaren Krise durch das
endgültige Zustandekommen des protestantischen deutschen Kaisertums. Da
man sagen kann, daß seit den fränkischen Kaisern das deutsche Kaisertum
eine immer entschiedener romfeindliche, ihrem innersten Wesen nach germanisch-
protestantische Richtung hatte, die reine Erfüllung des germanisch-protestanti
schen, geläutert christlichen Prinzipes politisch-sozial, also mit dem neuen,
preußisch -reformarorisch bestimmten Kaisertum erreicht!
Von nun an wiederum eine klare polareZweiteilung politisch-sozialer kultureller
Funktion: Deutschland und Oesterreich, Westen und Osten. Doch nunmehr das
schon längst vorwiegend im Osten in Anspruch genommene katholisch-österreichische
Kaisertum an Stelle der ehemaligen Kulturfunkrion Ostroms, ja, wie sich so sehr
überraschend erweisen sollte, an Stelle der Funktion des russischen Zarats getreten.
Diese also bereits vorhandene und zu ihrer großpolitisch kulturellen Auf
gabe bereite zwiepolare soziale Funktion einer großen westeuropäischen Kultur-
einheit geht aber sich wiederum klärend durch den Weltkrieg! Kann aber ein
anderes denkbar sein, als daß morgen oder übermorgen diese Klärung zum
Weltstaatenbund führen wird?
Das hunderttausendfältige Blut, das jetzt auf den Riesenschlachtfeldern
in West und Ost strömt, würde fürwahr vergeblich vergossen sein, wenn Deutsch
land, nachdem es selbst sich
militärisch ein für allemal gegen den bisherigen Dreiverband sichergestellt hat,
nicht den mitteleuropäischen Staatenbund zustandebrächte, dem über kurz oder
lang auch, politisch herabgemindert, England, Frankreich, Italien u. s. w. sich
anzuschließen genötigt sein würden?