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Jahresbericht 1913 der Zürcher Kunstgesellschaft
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haus bis an eine ganz kleine Zahl alle im Verzeichnis beschriebenen Drucke (über 600)
besitzt, ist dieses Verzeichnis gleichzeitig ihr Katalog.
Aufstellung und Verwaltung. Die Räumung von Saal K für das neuge-
schaffene Welti-Kabinet führte dazu, dass die Werke von Albert Anker während
des ganzen Jahres in dem kleinen Raum E des ersten Stockwerkes so gut als möglich
untergebracht werden mussten. Die bisher dort aufgestellten Gemälde von Schweizer
Künstlern des 19. Jahrhunderts (Bosshardt, Vautier, Weckesser u. a.) mussten, wie auch
die Mehrzahl aller Neuerwerbungen, bis zur Erschliessung der zwei bisher der Ausstellung
zugeteilten Seitenlichtsäle magaziniert bleiben. Die Einrichtung dieser neuen Räume und
Jie Neuordnung der bisherigen Teile der Sammlung erfolgte erst im Jahre 1914.
Im Hodler-Kabinet trat an die Stelle der vom Künstler leihweise überlassenen
«Heiligen Stunde» von 1911 wieder die frühere Fassung von 1907 als bleibendes Eigentum
der Zürcher Kunstgesellschaft. Nach den persönlichen Mitteilungen des Künstlers
beschränken sich seine Aenderungen auf die beiden äussern Mädchengestalten, in der
Art, dass an beiden Orten die «Figur geändert und verkleinert» worden ist, «um in
dem richtigen Verhältnisse mit den grössern (mittleren) zu sein»; ausserdem zeigen sich
Retuschen in den Rosenbändern unten und oben im Bild, und am abschliessenden Horizont.
Bald nach der Rückkehr des Werkes ins Zürcher Kunsthaus wurde es an einer
allerdings wenig auffallenden Stelle mit einem scharfen Instrumente durch einen spannen-
langen Schnitt böswillig beschädigt. Dieser Angriff stand ohne Zweifel im Zusammenhang
mit der am 17. und 24. November entdeckten böswilligen Gefährdung je eines
Gemäldes von Max Buri und C. Amiet durch Anbringung von leicht brennbaren Stoffen mit
Schwefel und Zündschnur zwischen Bildfläche und Wand. Die durch die Bezirksanwalt-
schaft geführten Nachforschungen nach dem Täter sind bisher ohne Ergebnis geblieben.
Aus dem Magazin wurden 12 Gemälde, meist landschaftliche Kompositionen von
Zürcher Malern des 18. Jahrhunderts, als Leihgabe, an die neuerbaute Höhere Töchter-
schule auf der Hohen Promenade abgegeben.
Einem Wunsche der kantonalen Erziehungsdirektion entgegenkommend, finden seit
Herbst 1912 für die Schulkapitel des Kantons Zürich Führungen durch
die Sammlung statt; der Konservator erläutert Gruppen von 10—20 Besuchern
in einem oder zwei zweistündigen Gängen die Zusammensetzung der Sammlung im Kunst-
haus und die Wandlungen in künstlerischer Anschauung und Gestaltung, so weit sie in
den vorhandenen Werken sich ausprägen.
Sammlungskataloge wurden im Berichtsjahr wenig mehr als 1200 abgesetzt
(gegenüber rund 2000 im Vorjahre); damit ist eine Neuauflage noch auf weitere Zukunft
ausgeschlossen. wohl aber wird die Ausgabe eines Nachtrages bald notwendig werden.
Die Bildkarten wurden um eine Auflage von 12 neuen Drucken nach Werken
des Welti-Kabinetes vermehrt. Die Zahl der photographischen Negative ist, dank
dem Beschluss der Sammlungskommission, von jedem neu ins Kunsthaus gelangenden Werk
eine Aufnahme herstellen zu lassen und die Aufnahmen innerhalb eines bestimmten jähr-
lichen Kostenbetrages allmählich auch auf die bereits früher erworbenen Werke auszu-
dehnen, bisher auf 370 gewachsen.